zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Internationaler Währungsfond: IWF bewilligt der Türkei weiteren Kredit

Mit acht Milliarden Dollar (17,8 Milliarden Mark) unterstützt der Internationale Währungsfonds die Wirtschaftsreformen zur Bekämpfung der Finanzkrise in der Türkei. Der IWF stimmte dem Kreditpaket am Dienstag zu.

Mit acht Milliarden Dollar (17,8 Milliarden Mark) unterstützt der Internationale Währungsfonds die Wirtschaftsreformen zur Bekämpfung der Finanzkrise in der Türkei. Der IWF stimmte dem Kreditpaket am Dienstag zu. Den Zugang zu 3,8 Milliarden Dollar soll die Türkei sofort erhalten, weitere Zahlungen zu je 1,5 Milliarden Dollar sollen im Juni und Juli erfolgen. Der türkische Wirtschaftsminister Kemal Dervis zeigte sich zufrieden: "Ich denke, wir können heute morgen alle glücklich sein", sagte der Minister, der mit seinem ehrgeizigen Reformprogramm den Weg für die Finanzhilfe von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank geebnet hatte. Mit dem jüngsten Kredit erhält die Türkei 19 Milliarden Dollar vom IWF.

"Glücklicher Minister" lautete die Schlagzeile der Istanbuler Zeitung "Radikal", die wie fast alle Blätter auf der Titelseite ein großes Dervis-Porträt brachte. "Gute Nachrichten! Eine neue Türkei ist geboren", titelte "Sabah". Dervis selbst gab sich nicht ganz so euphorisch. "Dies ist ein großer Erfolg für die Regierung, aber natürlich auch eine schwere Verantwortung", sagte er zur Bewilligung der Finanzhilfe. "Dies ist eine Schuld und kein Geschenk", gab Dervis zu bedenken.

Im Verlauf der Finanzkrise sind die Devisenreserven der türkischen Notenbank von 18 auf zehn Milliarden Dollar zusammengeschmolzen. Der türkische Zentralbankgouverneur Sureyya Serdengecti äußerte die Hoffnung, die Kreditzuflüsse würden zu einer Beruhigung des Wechselkurses der Türkischen Lira führen, die Finanzmärkte stabilisieren und damit zu einem Rückgang der Zinsen beitragen. Die Landeswährung hatte nach der Freigabe des Wechselkurses am 22. Februar gegenüber dem US-Dollar zeitweilig fast 50 Prozent ihres Wertes verloren.

Der Zentralbankchef rechnet für das Jahresende mit einer Inflationsrate von 52,5 Prozent. "2001 wird für die Inflationsbekämpfung ein verlorenes Jahr sein", sagte er; es biete jedoch die Chance, Strukturprobleme schnell und dauerhaft zu beheben. Als Beispiel führte er die Situation im Bankensystem an: "Die Strukturen im Bankensektor galten als eines der unlösbaren Probleme der Türkei, aber jetzt lösen wir es." Die Neuordnung des Bankensektors, die Privatisierung von Staatsbetrieben und die Deregulierung der Märkte gelten als Kernelemente des Reformprogramms des parteilosen Wirtschaftsministers Dervis. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass es in der DreiParteien-Koalition erhebliche Widerstände gegen dessen Sanierungskonzept gibt.

ghö

Zur Startseite