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Ebay

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Internet: Ebay will Kundenkritik aussitzen

Das Internet-Auktionshaus Ebay hält am geplanten Bewertungssystem fest - obwohl die dann deutlich schlechter gestellten Händler mit Streik drohen.

Der Internet-Marktplatz Ebay wird renoviert. Mit einem neuen Gebührenmodell für private und gewerbliche Händler, einem Rabattmodell für Powerseller sowie geänderten Produktlisten will Ebay sein Geschäft in Deutschland ankurbeln. Kontrovers diskutiert wird bei den Nutzern die Änderung des Bewertungssystems, das unverzichtbarer Teil der Auktionsplattform ist.

„Wir nehmen die Proteste gegen die neuen Bewertungsregeln von Ebay sehr ernst, haben aber wegen des angedrohten Händlerstreiks keine größeren Bauchschmerzen“, sagte Ebays Deutschlandchef Stefan Groß-Selbeck am Montag bei der Vorstellung des Reformpakets für den mit 14,5 Millionen aktiven Nutzern größten deutschen Internet-Marktplatz.

Viele Verkäufer sind erbost darüber, dass sie künftig keine Chance mehr haben, säumige Käufer negativ oder neutral zu bewerten. Dieser Schritt sei jedoch nötig, um die Transparenz und Aussagekraft des Bewertungssystems zu sichern, sagte der deutsche Geschäftsführer für Auktionen, Patrick Boos. „Die Zahl der Rachebewertungen, mit denen sich Verkäufer für eine schlechte Beurteilung durch einen Käufer revanchierten, hat sich von 2001 bis 2007 vervierfacht“, sagte Boos zu der voraussichtlich für Juni anstehenden Änderung. Boos kündigte an, mit den verunsicherten Händlern in dieser Frage einen aktiven Dialog zu führen.

Die 1995 gegründete Auktionsplattform befindet sich weltweit in einer Umstrukturierungsphase: Ende Januar war Meg Whitman nach fast zehn Jahren an der Spitze von Ebay von ihrem Posten als Vorstandsvorsitzende zurückgetreten und hatte Platz gemacht für John Donahoe, der in den letzten drei Jahren das Auktionsgeschäft von Ebay verantwortet hatte. Ebay kämpft seit längerem mit einem nachlassenden Wachstum im Auktionskerngeschäft. Aber auch Abschreibungen bei der Internet-Telefonietochter Skype hatten dazu geführt, dass der Gewinn 2007 um über zwei Drittel auf 348 Millionen Dollar zurückgegangen war.

Im Zentrum der Neuausrichtung von Ebay Deutschland steht für Groß-Selbeck jedoch die neue Gebührenstruktur, die sich stärker am effektiven Verkaufserfolg orientieren soll und zwischen privaten und professionellen Händlern unterscheidet. Für das Einstellen eines Produktes mit einem Startpreis von einem Euro müssen private Verkäufer vom 20. Februar an keine Gebühr mehr bezahlen (siehe Kasten). Dafür werden die Verkaufsprovisionen von derzeit zwei bis fünf auf dann zwei bis acht Prozent erhöht.

Kern der Reform ist zudem die Motivation der besonders aktiven Ebay-Verkäufer durch die Einführung eines Rabattmodells. Gefördert werden Händler, die auf durchschnittlich mindestens 4,6 von fünf möglichen Bewertungspunkten kommen und zudem regen Gebrauch vom PayPal-Zahlungsverfahren machen. Gestaffelt werden die Rabatte zudem nach dem jeweiligen Powerseller-Status. Maximal werden den Verkäufern 36 Prozent der Verkaufsprovisionen erlassen.

Zu den weiteren Änderungen gehört, dass der Pay-Pal-Käuferschutz von 500 auf 1000 Euro angehoben wird. Zudem wird Ebay zusammen mit der Commerzbank eine Kreditkarte plus einem Bonussystem herausbringen. Überdies werden die Artikel künftig standardmäßig nach dem neuen Kriterium „Beliebteste Produkte“ auf der Ebay-Homepage sortiert. Je mehr Ebay-Nutzer in der Vergangenheit ein Produkt gekauft oder beobachtet haben, als desto relevanter wird es gewertet. Angebote von Verkäufern, deren Bewertungen schlecht ausfallen, weil sich Käufer möglicherweise über zu hohe Transportkosten beschwert haben, werden weiter unten gelistet.

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