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Internetkonzern: Google sucht in China die Entscheidung

China beharrt gegenüber Google auf der Einhaltung der Gesetze des Landes. Ein Abzug des US-Internetkonzerns rückt damit näher. Könnte das auch andere Firmen zum Rückzug aus China animieren?

Der US-Internetkonzern Google steht unter Druck. Nach massiven Hacker-Angriffen aus China und eines Streits wegen der Zensur hatte der weltweit größte Suchmaschinenbetreiber mit seinem Rückzug aus dem chinesischen Internetmarkt gedroht. Doch die Volksrepublik lenkte nicht ein: „Ausländische Firmen in China müssen die Gesetze unseres Landes befolgen und sich an die Sitten und Traditionen halten. Google bildet da natürlich keine Ausnahme“, hatte ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag in Peking verkündet. Zu diesen Regeln zählt nach Ansicht der Regierung auch die Zensur im Internet. Nun muss Google sich entscheiden. Eine erste Reaktion gab es bereits: Die für Mittwoch geplante Einführung von zwei Smartphones in China werde verschoben, teilte der Internetkonzern am Dienstag mit.

Der Suchmaschinenbetreiber ist nicht das erste Unternehmen, das droht, den chinesischen Markt zu verlassen. In der Vergangenheit hatten sich einige Firmen wegen Schwierigkeiten mit der Regierung und Gesetzen oder aus Wettbewerbs- und Qualitätsgründen aus der Volksrepublik zurückgezogen. So gab der Medienkonzern Time Warner vor drei Jahren seine Kinos in China an örtliche Partner ab. 2005 hatte die Regierung ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, wonach ausländische Firmen die Kontrolle an chinesische Partner übergeben müssen. Auch das Online-Auktionshaus Ebay zog sich 2006 zurück und brachte sein Chinageschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Tom Online ein. Der australische Brauer Foster’s verkaufte wegen des zu harten Wettbewerbs 2006 sein chinesisches Biergeschäft an Suntory. Ähnlich ging es dem niederländischen Lebensmittelhändler Ahold, der seine verlustreichen Geschäfte in China im Jahr 1999 abstieß, weil er sich nicht in der Lage sah, mit örtlichen Wettbewerbern zu konkurrieren. Und der Spielwarenhersteller Steiff hatte seine chinesische Produktion 2008 ebenfalls aufgegeben.

Dass nun weitere ausländische Unternehmen Googles Beispiel folgen, und China verlassen könnten, halten Experten jedoch für unwahrscheinlich. „Wir beobachten derzeit keinen großflächigen Rückzug ausländischer Unternehmen aus China“, sagte Jens Nagel, Außenwirtschaftsexperte des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) kann keine Domino-Effekte ausmachen: „China stützt seinen Wachstumsprozess stark auf die Industrie, und der Fall Google hat in diesem Bereich keine große Bedeutung“, sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier. Zudem habe der chinesische Markt zuletzt an Bedeutung gewonnen. „China hat trotz Finanzkrise eine starke Wachstumsdynamik“, sagt Treier.

Auch ein Rückzug der deutschen Firmen ist nach Ansicht der Experten nicht zu befürchten. „Die meisten Unternehmen aus Deutschland, die in China produzieren, kommen aus dem Maschinenbau, der Automobilindustrie und der Elektrotechnik und produzieren für den Markt vor Ort“, sagte Treier. Diese Produktion könne man nicht so einfach verlagern. Dies bestätigt auch eine Umfrage des DIHK unter mehr als 7000 deutschen Industrieunternehmen. Nur drei Prozent hatten demnach im vergangenen Jahr geplant, ihre Produktion aus China abzuziehen. Dagegen wollten 29 Prozent der Industriebetriebe dort zusätzlich investieren. 2007 produzierten nach Angaben des DIHK rund 1000 deutsche Unternehmen in China, sie stellten rund 324 000 Arbeitsplätze in der Volksrepublik.

„Wir rechnen auch künftig mit einer normalen Fluktuation deutscher Firmen am chinesischen Markt, sowohl bei den Investitionen als auch beim Handel“, bestätigte Nagel. Weil Chinas Wirtschaft weiter wachse, erwarte man auch, dass die Zahl der dort engagierten deutschen Unternehmen weiter zunehme. Auch die Geschäftsbedingungen hätten sich in den vergangenen Jahren verbessert. Zudem wüssten die Firmen, die nach China gingen, worauf sie sich einlassen. „Unter dem Strich gelten, obwohl wir es nicht mit einer Demokratie westlichen Vorbilds zu tun haben, die Investitionsbedingungen als so gut, dass viele Firmen China als attraktiven Standort sehen“, erklärte Treier.

Ein Rückzug ausländischer Firmen wäre laut DIHK auch nicht gut für die Volksrepublik. „Damit China weiter wachsen kann, muss es seine Produktionskapazitäten ausbauen“, sagte Treier. „Dafür braucht es die Technologie ausländischer – und auch deutscher Firmen.“

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