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Interview: „Es gibt Spielraum für höhere Löhne“

CDU-Politiker Karl-Josef Laumann über die Tarifrunde

Herr Laumann, haben die Arbeitnehmer mehr Geld verdient?

Ja, denn viele Beschäftigte haben heute weniger Kaufkraft als vor einem Jahr. Und es gibt Verteilungsspielräume für Lohnerhöhungen.

Auch im öffentlichen Dienst?
Die dort Beschäftigten dürfen nicht abgekoppelt werden von der Einkommensentwicklung in der privaten Wirtschaft. Zwar belasten die Erhöhungen die öffentlichen Haushalte, aber wir müssen den öffentlichen Dienst auch mit anständigen Einkommen attraktiv halten.

Gibt es schon Nachwuchsprobleme?
Es wird schwieriger, gutes technisches Personal wie etwa Ingenieure zu finden. Dabei ist unser gut funktionierender öffentlicher Dienst ein Standortvorteil, wie wir gerade jetzt im Vergleich mit südeuropäischen Krisenländern sehen. Darauf können wir stolz sein – aber das gibt es eben nicht umsonst.

Aber der Druck auf die Löhne hat überall zugenommen.
Auch deshalb brauchen wir eine Lohnuntergrenze. Wir müssen auch die Beschäftigten in den Wirtschaftsbereichen an der guten wirtschaftlichen Lage beteiligen, in denen es keine Tarifverträge gibt.
Was ist mit der Leiharbeit?
Es ist nicht zu rechtfertigen, dass nach einer angemessenen Einarbeitungszeit die Leiharbeitnehmer weiter weniger Geld bekommen als die Stammkräfte. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – dieses Prinzip muss gelten. Wenn die Tarifparteien dafür keine Lösung finden, dann muss der Gesetzgeber eingreifen.

Wie lange dauert die Einarbeitungszeit, wann sollte der Leiharbeiter das gleiche Geld bekommen?
Das hängt vom Anspruch der Arbeit ab, aber grundsätzlich dauert eine Einarbeitung allerhöchstens sechs Monate.

Seit 1972 sind Sie Mitglied der IG Metall. Was halten Sie von den Forderungen ihrer Gewerkschaft hinsichtlich Azubi-Übernahme und Leiharbeit?
Ich halte es für plausibel, wenn die Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitnehmern mehr Einfluss bekommen, wenn die Stammbelegschaft durch die Zeitarbeit betroffen ist. Bei der Übernahmepflicht von Ausgebildeten fürchte ich, dass schwächere Schüler es dann noch schwerer haben, einen Ausbildungsplatz zu finden. Auch die Bereitschaft der Firmen, über Bedarf auszubilden, dürfte sinken. Ausbildung und Fachkräfteversorgung gelingen aus meiner Sicht am besten, wenn man nicht zu viele Vorschriften macht.

Karl-Josef Laumann war Arbeits- und Sozialminister in NRW, wo er inzwischen die CDU- Fraktion führt. Er leitet ebenfalls die Arbeitnehmerorganisation CDA.

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