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Interview mit einem Spielwarenhändler: "Man wird nicht reich"

Spielzeughandel ist ein schweres Geschäft, sagt Helmut Seifert, der in Prenzlauer Berg einen Laden betreibt. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagt er, wie es trotzdem funktioniert.

Herr Seifert, Sie verkaufen Spielzeug seit 1988. Wie schaffen sie es, zu überleben?

Zunächst muss man dorthin, wo die Kunden sind, um erfolgreich zu sein. Deshalb sind wir 2006 nach Prenzlauer Berg gezogen, weil hier die Geburtenrate am höchsten ist. Und es gehört viel Arbeit und Idealismus dazu: Mit dem Spielzeugverkauf wird man nicht reich. Man muss sich immer wieder neu erfinden und die Produkte sorgfältig auswählen.

Was war die größte Veränderung in den vergangenen Jahren?

Der ganze Markt hat sich verändert. Wir haben die große Schwemme von Produkten aus China und aus Osteuropa. Aber inzwischen sind die Kunden viel kritischer geworden. Es gibt eine hohe Sensibilität für das Thema Sicherheit. Die Leute achten sehr auf Qualität, sind aber zugleich sehr preisbewusst. Das ist eine Gratwanderung.

Wie können Sie feststellen, ob Spielzeug sicher ist oder nicht?

Das kann ich nicht, schließlich habe ich kein Labor. Aber ich lege viel Wert auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Lieferanten und darauf, dass sie transparent machen, wie die Dinge produziert werden. Ich achte auch auf Zertifikate wie zum Beispiel „spiel gut“.

Wie viele Produkte können Sie in Ihrem Laden anbieten?

Wir haben 20 000 verschiedene Produkte, darunter viele Kleinteile, die Sie online nicht bekommen, weil sich der Versand nicht lohnt. Wir führen immer das volle Sortiment eines Herstellers. Die Leute finden bei uns also Produkte, die sonst selten angeboten werden.

Die Konkurrenz durch große Ketten und den Internethandel fürchten Sie nicht?

Ketten, Kaufhäuser und Internethändler bieten vor allem Massenware an. Wir suchen uns die Nischen aus. Und inzwischen gibt es immer mehr Lieferanten, die den Vertrieb ihrer Produkte über die großen Plattformen im Netz sogar verbieten. Die französischen Hersteller etwa liefern meist nur an kleine Einzelhändler.

Sie selbst sind ja auch im Netz.

Ja, seit kurzem haben wir einen kleinen Onlineshop – mit den gleichen Preisen wie im Laden. Der dient aber vor allem dazu, auf uns aufmerksam zu machen.

Wer kauft bei Ihnen ein?

Die Touristen sind für uns ein ganz wichtiger Faktor. Sie retten uns über den Sommer. Und sie sind vor allem an deutschem Spielzeug interessiert.

Und wie kam die US-Schauspielerin Angelina Jolie in Ihren Laden?

Der Concierge ihres Hotels hat sie zu uns geschickt. Sie hat einen Dinosaurier für ihren Sohn Maddox gekauft.

Helmut Seifert (55) gründete den Spielzeugladen Ratzekatz 1988 in Berlin-Kreuzberg. Heute hat der Betriebswirt seinen Laden am Helmholtzplatz. Das Gespräch führte Corinna Visser.

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