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Interview mit Mitinhabern: „Schlecker hat Fehler gemacht“

Lars und Meike Schlecker, Mitinhaber der gleichnamigen Drogeriekette, über ihren neuen Führungsstil.

Lars und Meike Schlecker sind Mitinhaber der Drogeriemarktkette und die Kinder des Firmengründers Anton Schlecker. Die Fragen stellte Jahel Mielke.

Herr Schlecker, Frau Schlecker, ist der Kurswechsel in der Unternehmensführung zugleich der Versuch, sich für die Politik der vergangenen Jahre zu entschuldigen?

Das sehen wir eher sachlich. Unser Wettbewerb ist stärker, die Erwartungen von Kunden und auch Mitarbeitern sind anders geworden. Wir haben uns daher im vergangenen Jahr für eine grundsätzliche, alle Bereiche des Unternehmens betreffende Neuorientierung entschieden. Dazu gehören auch unsere neuen Tarifverträge vom Sommer 2010.

Sie sind für Ihren Umgang mit Mitarbeitern immer wieder kritisiert worden.

Wir haben in mehreren Interviews schon deutlich gemacht, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Nochmals: Lassen Sie uns das sachlich betrachten. Entscheidend ist doch, dass wir heute über das übliche Maß hinaus konstruktiv mit den Arbeitnehmervertretern zusammenarbeiten. Das bestätigt auch der für uns zuständige Verdi-Sekretär Achim Neumann.

Ist der Wandel auch im Sinne Anton Schleckers, ihres Vaters und Firmengründers?

Wir haben uns ein starkes Management und entsprechende Strukturen geschaffen, aber selbstverständlich entscheiden wir am Ende als Familie weiter gemeinsam. Unser Vater ist sehr froh, dass er uns hat, und wir sind froh, dass wir auf seine Erfahrung und sein Wissen bauen können. Den Wandel haben wir in der Familie intensiv diskutiert und am Ende einstimmig entschieden.

Der Imagewandel wird nötig, weil Schlecker im Gegensatz zu Drogerien wie dm an Kunden und Umsatz verliert.

Unsere Wettbewerber haben sicher oft einen guten Job gemacht. Was sie jedoch alle nicht haben, das ist die Nähe zum Kunden, wie sie uns das Schlecker-Filialnetz bietet. Das Ziel der gesamten Neuausrichtung von Schlecker ist klar: Wir wollen einen reibungsloseren und am Ende auch stressfreieren Alltag für alle Beteiligten und eine klare Konzentration auf das, was uns alle weiterbringt: ein besserer Umgang mit dem Kunden und am Ende damit mehr Umsatz.

Was kostet Schlecker der Wandel?

In der ersten Phase investieren wir circa 230 Millionen, aber wir sind uns im Klaren darüber, dass hier noch weitere Investitionen in den kommenden Jahren nötig werden.

Wie wollen Sie die Regeln durchsetzen, falls sich Mitarbeiter nicht daran halten?

Mit System! In unseren Führungsgrundsätzen haben wir in drei Großveranstaltungen alle Führungskräfte von Schlecker Deutschland geschult. Wir haben dies mit konkreten Beispielen und Alltagssituationen getan. Dies sind aber mehr als schöne Worte. Hinter allen Führungsgrundsätzen stecken konkrete Regeln und Dienstanweisungen, die für unsere Führungskräfte ab sofort gelten.

Was heißt das für eine Kassiererin, die sich zu Unrecht abgemahnt fühlt?

Wir haben eine zusätzliche Prüfung aller Abmahnungen eingeführt, bevor diese ausgesprochen werden, um unangemessene Härten auszuschließen. Zudem haben wir jüngst mehrfach unter Beweis gestellt, dass wir bei berechtigten Einwänden gegen Abmahnungen diese sofort annullieren. Das ist aber nur der erste Schritt. Wir bleiben in einem konstruktiven Dialog mit den Arbeitnehmervertretern und werden gemeinsam daran weiterarbeiten, dass die Grundsätze eingehalten werden. Hierzu gibt es bereits erste gemeinsame Ansätze, über die wir hier und heute aber noch nicht Auskunft geben können.

Im Zuge des Streits um den Einsatz von Leiharbeitern haben viele Kunden Schlecker den Rücken gekehrt. Was haben sie daraus gelernt?

Wir haben uns vom Thema Leiharbeit komplett verabschiedet und sind mit den schon genannten Tarifverträgen im Sommer letzten Jahres einen komplett anderen, neuen Weg gegangen. Wir suchen einen kooperativen Umgang mit der Arbeitnehmerseite, um letztlich wirtschaftlich gemeinsam erfolgreicher zu sein.

Wie wollen Sie Bewerber motivieren, Schlecker als Arbeitgeber zu wählen?

Wir tun beides: Wir verändern die Realitäten, und wir sprechen deutlich mehr darüber. Und wir haben sehr viele langjährige wie loyale und auch motivierte Mitarbeiter innerhalb unserer Organisation.

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