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Opel

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Inverstorensuche: Opel blitzt ab

Auf Abu Dhabi oder andere Geldgeber kann der Hersteller nicht zählen. Die IG Metall stellt Bedingungen.

Berlin - An ein Märchen aus dem Morgenland möchte man auch bei Opel gerne glauben. Aber so sehr der Autohersteller einen reichen Scheich herbeisehnt – über Nacht wird kein Investor aus Arabien die General-Motors-Tochter retten. Die von Jürgen Rüttgers, dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, geweckten Hoffnungen seien naiv, heißt es in der Branche. Der von dem CDU-Politiker ins Spiel gebrachte Scheich Hamdan aus der Königsfamilie Abu Dhabis, der angeblich einen Opel-Einstieg durchrechnen ließ, hat sich selbst nie dazu geäußert. Stattdessen gab es nach Gesprächen des Ministerpräsidenten mit Hamdan Spekulationen in Medien, denen eine Nähe zu Rüttgers nachgesagt wird. Selbst in der Staatskanzlei soll man skeptisch sein, ob sich für Opel – wie bei Daimler – ein Investor aus Abu Dhabi findet. Das kolportierte Interesse des Scheichs, der sich bei einem Deutschlandbesuch zwei Dutzend Anlageobjekte zeigen ließ, sei „allenfalls dazu geeignet, andere Investoren anzulocken“.

Wer die Verhältnisse bei Opel kennt, sieht das ganz anders. „Die Kommunikationspolitik von Herr Rüttgers nach seinen Gesprächen mit den arabischen Investoren ist nicht nur stillos, sondern auch gefährlich“, sagt Christoph Stürmer, Autoexperte beim Beratungsunternehmen Global Insight. „Auf diese Weise vertreibt man mögliche Interessenten für Opel.“ Das gelte vor allem für die aus Arabien, die viel Wert auf Diskretion legen.

Ähnlich sieht das der Opel-Aufsichtsrat und Frankfurter IG-Metall-Chef Armin Schild. Er fürchtet gar, Opel könne durch politische Ungeschicklichkeit und gezielte Indiskretionen beschädigt werden. Für den Gewerkschafter sind die politischen Wahlkampfmanöver zum Ärgernis geworden, obwohl man in der Belegschaft prinzipiell auf öffentliche Unterstützung setzt. „Teile der Politik erwecken den Eindruck, jeder Investor sei willkommen“, klagt Schild. „Aber die Politik sollte sich nicht selbst unter Zugzwang setzen.“ Opel brauche nach GM keine neue kranke Mutter, sondern einen seriösen, strategisch orientierten Investor.

Am Donnerstag stellte die IG Metall ihre Bedingungen vor, unter denen sie zur Kooperation mit einem solchen Investor bereit ist: Ausweitung der Mitbestimmung, Verzicht auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen für die knapp 26 000 Opel-Mitarbeiter an den Standorten Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. „Es ist nicht wichtig, woher und aus welcher Branche er kommt. Hauptsache er ist mittel- bis langfristig bei Opel im Boot“, sagt Schild.

Doch ein solcher Investor ist nicht in Sicht. Zwar soll die mit der Suche beauftragte Commerzbank bereits Unterlagen an mögliche Interessenten verschickt haben. Von sieben Adressen ist die Rede: mehreren Staatsfonds, Beteiligungsgesellschaften unter anderem aus Asien und Interessenten aus der Autobranche. Namen wurden nicht genannt; die Gespräche ständen am Anfang, heißt es.

Viel Zeit hat Opel nicht. Zum einen knüpft Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mögliche Bürgschaften an den Einstieg eines Investors. Ähnlich halten es die Bundesländer. Zum anderen droht die Insolvenz des Mutterkonzerns. US- Präsident Barack Obama hat GM eine neue Frist bis Ende Mai gesetzt, um das Sanierungskonzept zu überarbeiten. Erst wenn es tragfähig ist, sollen weitere staatliche Hilfen fließen. „Wir werden Zeit darauf verwenden, es ohne einen Bankrott zu schaffen, aber wenn es nicht geht, wird es keine Kompromisse geben“, sagte der neue GM-Chef Fritz Henderson.

Für Opel tickt derweil die Uhr. „Man kann nicht warten, bis bei General Motors der Hammer fällt. Für Opel muss schon vorher eine Lösung gefunden werden“, sagt Autoexperte Stürmer. Dies sei trotz ungelöster Patentfragen oder der Vernetzung von Opel im GM-Verbund möglich, „weil der Eigentümer nichts mehr zu sagen hat“. GM stehe faktisch unter Kuratel des US-Finanzministeriums. Jede Änderung des Unternehmenswertes – also etwa eine Herauslösung von Opel – müsse in Washington genehmigt werden. „Das GM-Management führt nur noch aus“, sagt Stürmer.

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