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Wirtschaft: Investmentbank sucht Smart-Käufer

Daimler-Chrysler beauftragt Goldman Sachs / Stilllegung des Kleinwagens würde Milliarden kosten

Berlin - Die Zukunft der Kleinwagenmarke Smart ist noch unsicherer geworden, Daimler-Chrysler erwägt inzwischen sogar den Verkauf der Marke. „Wir haben interessierten Parteien mitgeteilt, dass sie Goldman Sachs kontaktieren sollen“, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche der „Financial Times Deutschland“. Die Investmentbank soll also die Möglichkeiten von Kooperationen oder eines Verkaufs ausloten. In Branchenkreisen werden die Chancen für einen Verkauf allerdings als eher gering eingeschätzt.

Der Kleinwagen war im Herbst 1998 auf den Markt gekommen und hat Schätzungen zufolge seitdem für Verluste in Höhe von rund fünf Milliarden Euro gesorgt. Im vergangenen Jahr wurde ein Sanierungsprogramm aufgelegt sowie die Produktpalette auf den klassischen Zweisitzer fortwo und den 2004 eingeführten Viersitzer forfour reduziert. 2007 soll Smart schwarze Zahlen erreichen. Zetsche lobte die erreichten Kosteneinsparungen, kritisierte aber gleichzeitig den Absatz. Im vergangenen Jahr wurden 143 000 Smart verkauft, das waren 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

In der Smart-Zentrale in Böblingen zeigte man sich am Montag trotz der jüngsten Zetsche-Äußerungen gelassen. „Smart wird es weiter geben“, hieß es auf Anfrage. Eine Sprecherin wies auf die Äußerung Zetsches hin, wonach der Auftrag an Goldman Sachs „kein Plan B“ sei. Vielmehr arbeite man weiter an Plan A, nämlich der Sanierung von Smart bis zum nächsten Jahr 2007. Smart bildet zusammen mit der Kernmarke Mercedes-Benz und dem Luxuswagen Maybach die Mercedes Car Group; daneben gibt es unter dem Daimler-Chrysler Dach die Chrysler Group sowie die Geschäftsfelder Nutzfahrzeuge und Dienstleistungen. Die Börse reagierte erfreut auf die jüngsten Zetsche-Äußerungen. Mit einem Plus von rund 2,16 Prozent auf 45,03 Euro war die Daimler-Chrysler-Aktie zum Börsenschluss einer der stärksten Werte im Dax. Aktionärsvertreter fordern seit langem den Verkauf oder die Einstellung des Smart.

Letzteres wäre indes teuer. Die Hypo-Vereinsbank veranschlagt die Schließungskosten auf drei bis vier Milliarden Euro. Ein Verkauf wäre deshalb für Daimler-Chrysler günstiger, selbst für den Fall, dass man dem Käufer noch mit einigen hundert Millionen Euro ködern müsste. Allerdings ist weit und breit kein Käufer in Sicht. „Wenn man einen hätte, bräuchte man keine teure Investmentbank“, sagte Hypo-Vereinsbank-Analyst Albrecht Denninghoff dem Tagesspiegel. „Weil die Kosten zu hoch sind – und keiner den Smart will“, sagte Helmut Becker, Geschäftsführer des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung und Kommunikation. Ein Kleinwagen wie der Smart müsse in Osteuropa oder China produziert werden, sagte Becker.

Der Smart fortwo wird im elsässischen Hambach gebaut. Direkt bei Smart sind dort rund 900 Personen beschäftigt, weitere 900 Mitarbeiter zählen die Smart-Modullieferanten. In der Smart-Zentrale in Böblingen arbeiten derzeit 750 Beschäftigte. Eng verbunden mit Smart ist die niederländische Nedcar, eine Mitsubishi-Tochter, bei der unter anderem der Smart forfour gebaut wird, und ein Werk in Thüringen, in dem Smart- und Mitsubishi-Motoren hergestellt werden. Nach Einschätzung von Denninghoff erhöht der Einsatz von Goldman Sachs die Verkaufschancen, weil die Investmentbank Finanzierungsmodelle erarbeiten und auch Einzelteile von Smart verkaufen könne.

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