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Teure Innovationen. Firmen wie die Berliner Noxxon Pharma brauchen Kapital, um Studien finanzieren zu können.

© Kai-Uwe Heinrich

Investoren gesucht: Geldgeber scheuen das Risiko bei Biotech-Firmen

Die Biotechnologie-Branche wächst. Die Finanzierungslage hat sich im abgelaufenen Jahr verbessert. Dennoch: Besonders den vielen kleinen Betrieben fehlen Investoren.

Die deutsche Biotechnologie-Branche hat die Krise hinter sich gelassen und ist im vergangenen Jahr wieder deutlich gewachsen. Zwar blieb die Anzahl der Unternehmen fast konstant, die Umsätze aber gingen nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young um sieben Prozent auf 1,06 Milliarden Euro nach oben. 2009 waren sie in der Krise stagniert. Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung legten um vier Prozent auf 809 Millionen Euro zu. „Das ist ein wichtiges Signal. Es zeigt, dass die Biotech-Branche als Innovationsmotor wieder Fahrt aufnimmt“, sagte Studienautor Siegfried Bialojan von Ernst & Young. Auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche ging in den 400 Firmen um zwei Prozent auf gut 10 000 nach oben.

Damit bestätigt die Beratungsgesellschaft den Wachstumstrend, der auch schon aus der jüngsten Unternehmensumfrage des Bundesforschungsministeriums hervorging. Dort hatten die Firmen 2010 einen Umsatzanstieg um neun Prozent auf 2,4 Milliarden Euro angegeben. Allerdings war der Kreis der befragten Unternehmen deutlich größer als bei Ernst&Young, unter anderem weil auch Tochtergesellschaften von Biotech-Firmen einbezogen wurden, die den Hauptsitz außerhalb Deutschlands haben.

Die Umfrage hatte auch die Situation in der Hauptstadt untersucht. In Berlin ging demnach zwar die Zahl der Unternehmen von 54 auf 57 und die Zahl derMitarbeiter um 100 auf 1320 leicht nach oben, die Umfrage ergab aber einen rückläufigen Umsatz. Er fiel von gut 101 Millionen Euro in 2009 auf knapp 99 Millionen Euro im vergangenen Jahr. „Die Mehrheit der Biotech-Firmen in Berlin ist gewachsen“, erklärt Studienleiter Boris Mannhardt. Bei drei größeren Unternehmen, unter anderem bei der Diagnostikfirma Epigenomics, habe es aber Umsatzrückgänge gegeben. Zudem sei die Biotech-Firma Jerini 2008 verkauft worden, deren Erlöse nun nicht mehr in der Statistik auftauchten.

In der Branche hat sich 2010 auch die Finanzierungslage verbessert. Im vergangenen Jahr konnten die Firmen mit 421 Millionen Euro fast wieder soviel Kapital generieren wie vor der Krise. 2007 waren noch 456 Millionen Euro in die Branche geflossen, 2008 und 2009 war die Eigenkapitalfinanzierung dann eingebrochen.

Dennoch bleibt die Lage nach Ansicht des Ernst&Young-Experten Bialojan angespannt. 2010 ging 70 Prozent des eingesammelten Kapitals an nur fünf Unternehmen. Deshalb sei für die Masse der vielen kleinen und jungen Unternehmen die Erholung noch nicht spürbar, sagte Bialojan. „Der Aufwärtstrend ist nicht nachhaltig und es wird auch künftig Schwankungen geben.“

Das meiste Geld stammte von den größten deutschen Biotech-Investoren – den ehemaligen Hexal-Eignern Strüngmann sowie SAP-Mitgründer Dietmar Hopp. Daneben erhalten die meisten Biotech-Firmen Kapital vor allem von Sparkassen, Landesbanken und einem Gründerfonds der Förderbank KfW. „Anders als in Amerika gibt es in Deutschland kaum Investoren, die solch hochriskante Projekte finanzieren“, sagte Biajolan. Dafür setzten im vergangenen Jahr immer mehr Pharmakonzerne auf die Zusammenarbeit mit Biotechnologiefirmen.

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