zum Hauptinhalt
Bill Gates, der Gründer von Microsoft, bei einem Vortrag mit einem Mikrofon in der Hand.

© rtr

Investoren machen Druck: Bill Gates soll Microsoft verlassen

Bill Gates hat Microsoft groß gemacht - nun aber ist seine Zeit vorbei, finden wichtige Aktionäre des Softwareriesen. Sie wünschen sich einen Neuanfang, nachdem der Konzern einige Trends verschlafen hat.

Zum ersten Mal gerät beim US-Softwareriesen Microsoft auch Firmengründer Bill Gates unter Druck. Nach dem angekündigten Rückzug von Konzernchef Steve Ballmer machen sich Insidern zufolge drei der 20 größten Investoren dafür stark, einen wirklichen Neuanfang zu wagen und auch den Chairman abzulösen. Kommen sie mit ihren Forderungen durch, könnte das Unternehmen, das unter Ballmer und mit dem Milliardär Gates an der Spitze des Verwaltungsrates einige Trends verpasst hat, schneller und umfassender umgebaut werden als bislang gedacht.

Es gibt allerdings bislang keine Anzeichen, dass Microsoft auf die Wünsche der Investoren eingeht, die zusammen über fünf Prozent der Aktien halten. Offen ist auch, wie sie genau ihren Forderungen Nachdruck verleihen wollen. Von anderen Anteilseignern kamen gemischte Signale. “Das ist lange überfällig“, sagte Todd Lowenstein, Portfoliomanager von HighMark Capital Management. Der Konzern habe frischen Wind nötig. Kim Caughey Forrest, Analystin beim Investmenthaus Fort Pitt Capital Group, betonte dagegen, Microsoft brauche den Firmengründer als “Technologie-Visionär“ weiter.

Ein Konzernsprecher wollte sich nicht zu der Situation äußern. Gates ist selbst mit 4,5 Prozent an der 277 Milliarden Dollar teuren Firma beteiligt, die er vor 38 Jahren mitgegründet hat. Er ist damit der größte Einzelinvestor und noch immer einer der einflussreichsten Personen in der Branche.

Vor dem Microsoft-Börsengang 1986 hielt Gates 49 Prozent der Anteile. Nachdem dem Konzern dank der Windows-Programme ein weltweiter Siegeszug gelungen war, zog sich Gates 2000 vom Chefposten zurück und übergab Ballmer die Verantwortung für das operative Geschäft. Gates widmete sich verstärkt karitativen Initiativen. Diese finanziert er mit dem Verkauf von rund 80 Millionen Microsoft-Aktien pro Jahr. Damit dürfte er 2018 ohne Beteiligung dastehen.

Den Insidern zufolge fürchten die rebellierenden Investoren, dass Gates stärkeren Veränderungen kritisch gegenübersteht und die Macht des neuen Chefs einschränken könnte. Unter anderem verweisen sie auf die einflussreiche Rolle Gates' in einem Spezial-Gremium, das den Ballmer-Nachfolger finden soll. Sie erwarten zudem, dass der Gründer wegen seiner sinkenden Beteiligung an Macht verliert und damit nicht mehr der Richtige für den Posten des Chairmans ist.

Microsoft hatte Ende August angekündigt, dass Ballmer innerhalb der nächsten zwölf Monate zurücktritt. Zuvor hatte der aktivistische Investor ValueAct Capital Management Druck ausgeübt. Zuletzt gestand Ballmer Fehler ein - so habe er unter anderem den Einstieg in den florierenden Smartphone-Markt verpasst. Ballmer kündigte erst im Juli eine Neuausrichtung des Unternehmens an, dessen Vormachtstellung durch den Trend zu Tablets und Smartphones schwindet. Microsoft soll in einen Konzern für Elektronikgeräte und Dienstleistungen umgebaut werden. So hatte Microsoft zuletzt für 5,4 Milliarden Euro das Handygeschäft von Nokia übernommen.

Noch ist Microsoft allerdings nicht nur einer der wertvollsten Technologie-Konzerne der Welt, sondern verdient mit 22 Milliarden Dollar im Jahr auch glänzend. Das Unternehmen hängt dabei stark von den Windows-Programmen ab, die auf klassischen Computern zum Einsatz kommen. Wegen der schwächeren Aufstellung im Markt mit mobilen Geräten sind die Aktien in den vergangenen zehn Jahren indes kaum mehr gestiegen. (rtr)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false