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Wirtschaft: Investoren wollen Daimler ohne Chrysler

Anträge für Hauptversammlung in Berlin geplant

Frankfurt am Main - Institutionelle Investoren werden auf der für Mittwoch angesetzten Hauptversammlung von Daimler-Chrysler den Druck auf Konzernchef Dieter Zetsche erhöhen, sich von der US-Sparte Chrysler zu trennen. Nach Handelsblatt-Informationen wollen große Fondsgesellschaften auf der Aktionärsversammlung in Berlin ein klares Bekenntnis zu einer Abspaltung fordern. Noch heißt bei Daimler-Chrysler die offizielle Marschroute, alle Optionen zu prüfen.

Sowohl die Investmentgesellschaft SEB als auch Union Investment, die Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken, werden sich demnach in Berlin für einen Rückzug stark machen. Die Front der institutionellen Anleger für einen Verkauf wird damit immer breiter. Denn auch die größte deutsche Investmentgesellschaft DWS hatte bereits vor Wochen eine Abspaltung gefordert. Ein Daimler-Sprecher wollte die Aussagen auf Anfrage nicht kommentieren.

„Eine Abspaltung von Chrysler erscheint uns unter den gegebenen Bedingungen sinnvoll, da sich das Marktumfeld in den USA auch zukünftig sehr schwierig gestalten dürfte“, sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment dem Handelsblatt. Auch Jürgen Meyer, Fondsmanager der SEB, nannte eindeutig eine Trennung als sein bevorzugtes Szenario, denn es gebe keinen Grund, die Marken Mercedes und Chrysler unter einem Dach zu betreiben.

Für Zetsche ist angesichts des wachsenden Drucks des Kapitalmarktes trotz aller anders lautender Versicherungen des Managements ein Beibehalten des Status Quo faktisch kaum mehr möglich. „Eines scheint sicher: Sich einfach umzudrehen und zu sagen, dass Chrysler bei Daimler verbleibt und sich nichts ändert, ist keine wirkliche Option“, glaubt Christian Breitsprecher, Auto-Analyst der BHF-Bank. Sollte Daimler keinen ernsthaften Käufer für Chrysler finden, rechnet der Experte mit einem Börsengang der US-Sparte.

Daimler dringt auf einen schnellen Abschluss. Nachdem Ende vergangener Woche die ersten vorläufigen Angebote für die US-Sparte eingegangen waren, könnte der Konzern bereits in den nächsten Tagen den Interessentenkreis für Chrysler weiter einengen. Direkt anschließend könnte mit einer eingehenden Unternehmensprüfung sowie den Verhandlungen begonnen werden. Diese werden sich voraussichtlich aber noch Monate hinziehen, hieß es von Personen, die mit den Gesprächen vertraut sind.

Zetsche hatte Mitte Februar am Chrysler-Stammsitz angekündigt, zusätzlich zu einem neuen Sparprogramm alle Optionen für Chrysler zu prüfen. Nach Informationen aus Finanzkreisen zählen der Finanzinvestor Cerberus, ein Konsortium unter der Führung der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone sowie der kanadische Zulieferer Magna International, der auch mit einem Finanzinvestor zusammenarbeitet, zu den aussichtsreichsten Bietern. „Die Frage, wie die Trennung vollzogen wird, ist nur noch ein reines Rechenexempel“, glaubt Fondsmanager Meyer. hz (HB)

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