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Wirtschaft: Investoren zieht es tiefer in den Osten

Ukraine, Rumänien und Bulgarien gewinnen, Polen und Ungarn verlieren an Attraktivität

Düsseldorf/Wien - Die mittel- und osteuropäischen Länder machen sich zunehmend selbst Konkurrenz. Während die EU-Mitglieder Polen, Ungarn und Tschechien an Attraktivität unter Investoren verlieren, gehören Russland, andere GUS-Staaten, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine zu den Gewinnern.

Ein „Ende der Expansion über Akquisitionen in Osteuropa“ sieht der Chef der österreichischen Bankengruppe Raiffeisen International (RI), Herbert Stepic, im Bankensektor bereits eingeläutet. RI ist nach der italienischen Unicredit, die sich durch den Kauf der Hypo-Vereinsbank auch die in Osteuropa stark vertretene Bank Austria einverleibt hat, und dem österreichischen Konkurrenten Erste Bank die Nummer drei unter den internationalen Kreditinstituten, die in Mittel- und Osteuropa vertreten sind.

Auch Ökonomen beobachten diesen Trend. „Es lohnt sich ein Standortwechsel in den tieferen Osten“, sagt Dalia Marin, Professorin an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. In diesen Ländern lägen die Löhne noch weit unter jenen des neuen Europa, unter anderem weil sie über einen großen Pool an billigen Arbeitskräften verfügten und weil sie bislang teils erst geringe Auslandsinvestitionen angezogen hätten. „Dies ändert sich jetzt“, erwartet sie. Der bereits für das kommende Jahr anvisierte EU-Beitritt von Bulgarien und Rumänien mache beide Länder zu einem sichereren Investitionsstandort für deutsche Firmen.

Mit den Fortschritten könnte es nach dem EU-Beitritt aber rasch vorbei sein, befürchten Wirtschaftsvertreter. So sieht der Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbauer (VDMA) in Rumänien und Bulgarien „keine dauerhafte Alternative“. Auch RI-Chef Stepic warnt davor, dass sich der Transformationsprozess der osteuropäischen Länder verlangsamen könnte, sobald die Aussicht auf einen EU-Beitritt, der als Motor gedient habe, wegfalle.

Dass Osteuropa ohnehin nur ein Zwischenstopp für viele Branchen ist, zeigt die Textil- und Bekleidungsindustrie, die in puncto Produktionsverlagerung eine Vorreiterrolle einnimmt. Bereits Ende der 60er-Jahre begannen deutsche Hersteller, ihre lohnintensiven Tätigkeiten in die Länder Mittel- und Osteuropas zu verlagern. Inzwischen sind die Lohnkosten in Osteuropa verglichen mit der asiatischen Konkurrenz deutlich höher, folglich zog die Karawane aus Osteuropa weiter. Mehr als die Hälfte ihrer Produktion fertigt die deutsche Modeindustrie mittlerweile in Asien.oli/doh/tak/gil (HB)

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