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Wirtschaft: IPO-Fonds: Auf dem Trockenen

"Dabei sein, statt hinterherzuschauen." Mit diesem verheissungsvollen Slogan warb die Commerzbank im Frühjahr 2000 für den neuesten Fonds ihrer Fondstochter Adig, den "Global New Stocks".

"Dabei sein, statt hinterherzuschauen." Mit diesem verheissungsvollen Slogan warb die Commerzbank im Frühjahr 2000 für den neuesten Fonds ihrer Fondstochter Adig, den "Global New Stocks". Die Reklame suggerierte den Anlegern, dass sie sich mit diesem Fonds einfach und stressfrei an den damals zahlreichen und vor allem begehrten Neuemissionen beteiligen könnten. Einen ähnlichen Fonds hatte Universal Investment bereits im März 1998 aufgelegt, den Gontard & Metallbank-IPO-Fonds.

Doch statt dabei zu sein, schauen Anleger jetzt in die Röhre. Beide Produkte mussten seit ihrer Auflegung kräftig Federn lassen: Der Global New Stocks verlor seit seiner Gründung knapp 70 Prozent, der IPO-Fonds liegt gut drei Jahre nach seinem Start um rund 20 Prozent unter dem Ausgabepreis.

Was machen eigentlich Fonds für "neue Aktien", wenn es kaum noch Börsengänge gibt? In Deutschland zum Beispiel wagten im ersten Halbjahr 2001 ganze 18 Unternehmen den Gang an die Börse; im ersten Halbjahr 2000 waren es noch 93. Das Volumen von Aktien-Neuemissionen ist europaweit im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent eingebrochen.

"Unser Fonds ist kein reiner IPO-Fonds", erklärt Ralf Walter, Mitglied des Fondsmanagementteams des Global New StocksFonds der Adig. Die Anlagerichtlinien sähen vor, dass das Fondsmanagement grundsätzlich in junge Wachstumsunternehmen investieren darf und dabei zusätzlich nach interessanten Börsenneulingen Ausschau hält. "In diesen Zeiten weniger Börsengänge setzen wir jetzt verstärkt auf Kapitalerhöhungen, wie vor einigen Wochen beim Umwelttechnologieunternehmen Wedeco", erklärt Walter die Strategie für die Flaute.

Daneben sei der Fonds in Unternehmen vom Neuen Markt und von der Nasdaq investiert. "Wir zeichnen nicht automatisch jedes IPO", betont der Fondsmanager. Er räumt aber ein, dass Technologieunternehmen im Fonds übergewichtet seien, da dort der Kapitalbedarf am größten sei und es daher in diesem Sektor am häufigsten zu Kapitalerhöhungen und Börsengängen komme.

Beim Gontard & Metallbank-IPO-Fonds steht zwar in den Vertragsbedingungen, dass sich das Fondsvermögen mindestens zur Hälfte aus Aktien zusammensetzt, die nicht länger als drei Jahre am Markt sind. "Diese Quote wird aber unter Beachtung der Guidelines relativ flexibel gefahren", erklärt Michael Wolf-Arndt, Abteilungsdirektor für Kommunikation bei Universal Investment.

Beispiel Teleplan-Aktie: Das Papier zählt zu den Top-Holdings im Fonds. Teleplan ging im November 1998 an die Börse - also vor fast drei Jahren. Ein Zwangsverkauf droht der Aktie aber im November trotz der selbst auferlegten Drei-Jahresfrist nicht: "Die Drei-Jahres-Regel ist nicht als Automatismus für einen zwangsläufigen Verkauf zu sehen", sagt Wolf-Arndt. Die Entscheidung, den Titel zu halten, orientiere sich ausschließlich an den Zukunftsperspektiven des Unternehmens. Bleibt zu fragen, welche Funktion die Drei-Jahres-Frist überhaupt hat. Iris Albrecht, Vorstand der Vermögensverwaltung Fonds-Kapital, fragt sich, welchen Sinn solche Fonds überhaupt haben: "Das sind reine Marketingprodukte", urteilt sie. Ihren Kunden packt sie solche Fonds nicht ins Depot. Die Gier nach Zeichnungsgewinnen habe im Boom solche Produktkonzepte entstehen lassen. Universal widerspricht: Der Bedarf an Eigenkapital würde tendenziell weiter steigen, daher böten sich auch in Zukunft interessante Investitionschancen; außerdem könne der Fonds flexibel "dem Marktumfeld" angepasst werden. "Daher ist der Fonds keinesfalls ein Modefonds." Ralf Walter von der Adig meint: "Fondsanleger haben uns 184 Millionen Euro anvertraut. Das zeigt doch, dass sich Investoren für dieses Konzept interessieren."

ali

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