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Wirtschaft: Irak-Krieg würde Ölpreis explodieren lassen

Wirtschaftsforscher fürchten steigende Inflation und eine neue Rezession / US-Notenbank: Aufschwung stockt

Berlin (brö/mot). Ein neuer Irak-Krieg könnte die Welt Wirtschaftsforschern zufolge in eine neue Rezession stürzen. Ein höherer Ölpreis, steigende Inflation und Turbulenzen an den Börsen würden die Konjunktur schwer belasten, sagten Ökonomen dem Tagesspiegel. Auch die Chemieindustrie erklärte, ein Konflikt am Persischen Golf könnte die Erholung gefährden. Derzeit steckt der Wachstumsmotor Export noch immer in der Krise. Auch an den Börsen, die am Mittwoch der Terroropfer gedachten, wächst die Nervosität. Nur wenige Investoren orderten Aktien.

„Ein Angriff Amerikas hätte schlimmere Folgen als der Golfkrieg Anfang der neunziger Jahre", sagte Michael Hüther, Chefvolkswirt der Deka Bank. Dieses Mal stünden arabische Staaten wie Saudi-Arabien nicht an der Seite der USA. „Deshalb wird ein Krieg zu einer nachhaltigen Destabilisierung der Region führen“, erwartet Hüther. Das könnte den Ölpreis auf 35 bis 40 US-Dollar treiben. Für Deutschland werde das schlimme Folgen haben. „Dann stürzen wir in die Rezession. Die deutsche Wirtschaft ist zu labil, einen weiteren Schock kann sie nicht verkraften“, fürchtet der Ökonom.

Auch Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der West LB, hält eine Rezession für ein mögliches Szenario. „Eine weiter verlängerte Baisse an den Finanzmärkten, steigende Preise, teureres Öl, ein steigender Euro und vor allem eine starke Verunsicherung von Wirtschaft und Verbrauchern würden zu einer Weltrezession führen“, prognostizierte er. In Europa und Amerika könne die Krise bis zu drei Quartale anhalten.

Bereits in den vergangenen Tagen war der Ölpreis auf ein 18-Monats-Hoch gestiegen. Ein Ölfass der Sorte Brent kostete am Mittwoch in London 28,50 Dollar. Daran seien geringere Lieferungen aus dem Irak und eine höhere Nachfrage im August schuld, berichtete die Internationale Energie-Agentur in Paris. Die EU will ihre Mitgliedstaaten auffordern, die Ölvorräte zu erhöhen. Energiekommissarin Loyola de Palacio begründete dies mit der „Entwicklung der Energiemärkte und der geopolitischen Unsicherheit“.

Die Chemie-Industrie macht die weitere Entwicklung ihrer Branche vom Preis des Öls abhängig. Werde es teurer als 30 Dollar, habe dies einen „stark dämpfenden Einfluss“, erklärte der Branchenverband VCI. Derzeit gebe es Anzeichen für eine Besserung der Lage. Im Juni beurteilten die Chemiefirmen die Geschäftslage erstmals seit zwölf Monaten wieder positiv. Die Produktion werde 2002 um zwei Prozent wachsen. Dagegen sind die Exporte Deutschlands auch im Juli nicht in Schwung gekommen. Die Ausfuhren waren im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent geringer, teilte das Statistische Bundesamt mit. Verglichen mit Juni 2002 betrug das Minus sogar 4,5 Prozent.

Auch die Börsen fürchten einen Krieg. Am ersten Jahrestag der New Yorker Terroranschläge schwankten die Kurse, die Umsätze blieben weit unter dem üblichen Niveau. Der Dax pendelte um 3500 Punkte und konnte sich erst nachmittags nach oben absetzen. Bei Börsenschluss stand das Kursbarometer bei 3584 Zählern, das waren 2,58 Prozent mehr als am Dienstag. Um 14 Uhr 46, dem Zeitpunkt des ersten Anschlags auf das World Trade Center, legten die Händler auf dem Frankfurter Parkett eine Schweigeminute ein. An der Wall Street erklang die Eröffnungsglocke 90 Minuten später.

Unterdessen hat die amerikanische Notenbank das bestätigt, was viele Ökonomen und Händler längst befürchten: der Aufschwung der US-Wirtschaft stockt seit Ende Juli. In den Fabriken ziehe die Produktion nicht an, Unternehmen stellten weniger neue Arbeitskräfte ein als erhofft, heißt es in dem so genannten Beige Book der US-Notenbank, das einen Überblick über die regionale Entwicklung der Wirtschaft gibt.

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