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Wirtschaft: ITALIEN

Die Italiener wollen weg – weg von der Krise, von ihren alltäglichen Sorgen: Arbeitslosigkeit, höhere Steuern und Montis Sparpläne. „Für die Italiener ist der Urlaub die Chance, die Krise einfach mal hinter sich zu lassen“, sagt Laura Piras von der Mailänder Reiseagentur Acentro.

Die Italiener wollen weg – weg von der Krise, von ihren alltäglichen Sorgen: Arbeitslosigkeit, höhere Steuern und Montis Sparpläne. „Für die Italiener ist der Urlaub die Chance, die Krise einfach mal hinter sich zu lassen“, sagt Laura Piras von der Mailänder Reiseagentur Acentro. Dafür sind die italienischen Familien auch bereit, ordentlich zu blechen. „Wenn ich nur einmal im Jahr verreisen darf, dann soll es schon eine schöne Reise werden“, sagt Piras. Auch wenn sie viel Geld für den Urlaub ausgeben, weit weg fliegen die meisten Italiener im Urlaub nicht – im Gegenteil, sie bleiben eher in der Heimat. 80 Prozent derjenigen, die eine Reise antreten, haben sich für einen Urlaubsort in Italien entschieden. Das alles gilt zumindest für diejenigen Italiener, die sich den Urlaub auch leisten können. Ein Mitarbeiter des Reisebüros Cooltravels in Rom bestätigt: „Es kristallisieren sich immer deutlicher zwei Gruppen heraus“, sagt er. „Mittelteure bis Luxusreisen bleiben relativ beliebt. Die Economy-Pakete finden dagegen kaum Käufer.“ Soll heißen: Gutverdiener machen trotz Krise eher Luxusurlaub, fliegen zum Beispiel auf die Malediven. Der Rest bleibt gleich ganz zu Hause. Auch wenn an sich alle weg wollen, der Großteil der Italiener gehört eher zur zweiten Gruppe. Laut einer Studie des Hotelierverbands Federalberghi fahren nur 46 Prozent der Italiener in diesem Sommer in den Urlaub. Der Verband schlägt Alarm. „Wir befinden uns in einer schweren Rezession“, sagte erst kürzlich der Verbandspräsident Bernabò Bocca. „Viele Italiener haben in den letzten Jahren ihre Urlaubsgewohnheiten dramatisch geändert.“ Zwar hat die Zahl der ausländischen Reisenden in Italien deutlich zugenommen – plus zehn Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres – doch das reicht längst nicht, um die Einbrüche beim nationalen Tourismus auszugleichen. Für die Tourismusbranche war 2012 ohnehin ein Annus horribilis, ein schreckliches Jahr. Im Januar brachte das Schiffsunglück der Costa Concordia die Kreuzfahrtsparte ins Wanken. Im Mai und Juni verwüstete dann eine Serie von Erdbeben das Hinterland des beliebten Tourismusortes Rimini. Immerhin, die Reederei Costa Crociere meldete, dass die Buchungen – dank einer Reihe von Sonderangeboten – nach einem kurzen Einbruch bereits wieder zugelegt hätten. Fabio Ghelli

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