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Wirtschaft: Italiener setzten Sonderrolle durch

BRÜSSEL/ROM (mo).Entpuppen sich die Italiener als Spielverderber?

BRÜSSEL/ROM (mo).Entpuppen sich die Italiener als Spielverderber? Nachdem die EU-Finanzminister dem Begehren ihres italienischen Amtskollegen Giuliano Amato am Dienstag zustimmten, das Etatdefizit im laufenden Jahr über die im Rahmen ihres nationalen Stabilitätsprogramms vereinbarte Grenze von zwei Prozent auf 2,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) heraufzusetzen, ließ die Reaktion an den Devisenmärkten nicht lange auf sich warten.Der Euro setzte am Mittwoch seine Talfahrt fort und notierte mit nur noch 1,0516 US-Dollar um fast zwölf Prozent unter seinem bisherigen Höchststand - ein neues Jahrestief.Mit 1,8588 DM war der Greenback so teuer wie seit August 1997 nicht mehr.Für Händler um so bemerkenswerter, da der Dollar gegenüber dem Yen am Dienstag leichter notierte.Die Gründe für die neuerliche Euro-Schwäche: Devisenhändler fürchten, daß der Stabilitätspakt, zum Schutz eines harten Euro maßgeblich von den Deutschen auf den Weg gebracht, mit dem Zugeständnis an die Italiener einen ersten Riß bekommen hat.Die Angst geht um, daß das Beispiel Schule macht.Erst Italien, dann Deutschland?

Wiederholt hatte die Brüsseler EU-Kommission die Mitgliedsländer der Währungsunion zu einer größeren Budgetdisziplin angehalten.Offen ließ die Kommission in ihrer Länderbewertung etwa auch, ob der Bonner Stabilitätskurs ausreiche, um die geplante Größenordnungen im nationalen Stabilitätsprogramm zu erfüllen, das für dieses Jahr ein geplantes Defizit von zwei Prozent des BIP vorsieht.Insbesondere aber wurden die Italiener zum Sparen aufgerufen.

Das gelingt den Südeuropäern aller Voraussicht nach nicht so wie gewünscht.Das Wirtschaftswachstum, so Amato jetzt, bleibe nach dem jüngsten Kassensturz hinter den Erwartungen zurück.Ohne zusätzliche Dynamik dürften nicht einmal 1,5 Prozent Wachstum erreicht werden, fürchten unabhängige Analysten.Schon im Frühjahr berrechneten sie, daß die Italiener eine Haushaltskorrektur von umgerechnet zwischen sieben und acht Mrd.DM bewerkstelligen müßten, wenn sie ihr selbst gesetztes Ziel, das Etatdefizit von zwei Prozent, tatsächlich erreichen wollten.Das ist kaum zu schaffen.

Während die Märkte den Italienern ein schlechtes Zeugnis ausstellten, hielt sich die politische Kritik in Grenzen.Mehr als Tadel gab es bislang nicht, was auch daran liegen mag, daß sich die Italiener mit einem 2,4 Prozent Defizit immer noch im Rahmen des verbindlichen Stabilitätspaktes bewegen.In der italienischen Öffentlichkeit gab es denn auch Lob für Amato.Von "Dottor Sottile" ist jetzt wieder die Rede, dem Doktor Scharfsinnig, der nun zum dritten Mal Haushaltsminister wurde.Und selbst EU-Währungskommissar de Silguy sowie der Bundesfinanzminister Hans Eichel sollen sich betont bedeckt gehalten haben.Der deutsche Kassenwart zeigte gar Verständnis für die Lage der Italiener und plädierte für Entgegenkommen.Das könnten die Deutschen vielleicht auch mal selber gebrauchen.

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