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2010 zählte Ägypten noch so viele Touristen wie nie: 14,7 Millionen. Im Revolutionsjahr 2011 waren es ein Drittel weniger.

© dpa

ITB 2012: Buddy Bär hilft Pharao

Ägyptens Tourismusbranche hat unter der Revolution gelitten. Jetzt will das Land auf der Berliner Messe ITB den Neustart schaffen.

Während viele Ägypter vor einem Jahr den Sturz Hosni Mubaraks feierten, erlebten Hotelmanager und ihre Angestellten zwischen Nil und Rotem Meer einen schwarzen Monat: Vier von fünf der erwarteten Touristen blieben im Februar 2011 fern. Die großen Reiseveranstalter von Tui bis Thomas Cook hatten ihren Gästen kostenlose Umbuchungen zu anderen Sonnenzielen angeboten.

Fürs Gesamtjahr 2011 habe man schließlich enttäuschende 33 Prozent weniger Gäste als im Vorjahr begrüßen dürfen, sagte Ägyptens stellvertretender Tourismusminister Hisham Zaazou am Mittwoch anlässlich der Vorstellung des Partnerlands der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin. 2010 hatte Ägypten noch ein Plus von 17,5 Prozent auf 14,7 Millionen Touristen verzeichnet. Die größte Gästegruppe bilden die Russen. Direkt dahinter folgen Briten und Deutsche.

Vor dem Hintergrund ist auch das starke Engagement auf der weltweit führenden Tourismusmesse zu erklären, die in diesem Jahr am 7. März auf dem Berliner Messegelände beginnt. Ägypten ist seit Gründung der Messe im Jahre 1966 dabei. Der Vertrag, der Ägypten nun nach der Türkei (2010) und Polen (2011) zum herausragend dargestellten Partnerland macht, sei lange vor dem Umsturz geschlossen worden, erklärte ITB-Leiter David Ruetz. Der Frage, ob der Veranstalter dem Land angesichts der Umbrüche und wirtschaftlichen Lage entgegengekommen sei, wich Ruetz aus. „Ägypten hat seine Verträge stets treu erfüllt“, sagte er dazu.

Rund 60 Millionen Euro gibt das Kairoer Tourismusministerium jährlich weltweit für Marketingaktionen aus. „Wir können nicht mit dem Bau von BMWs oder Mercedes’ in den Wettbewerb treten, dafür haben wir den Nil und Pyramiden“, sagte der Gesandte Zaazou. Das sei eine Realität, die auch die islamistischen Parteien akzeptieren würden, die bei den dieser Tage abgeschlossenen mehrwöchigen Parlamentswahlen als Sieger hervorgehen. „Seien Sie versichert, sie werden auch weiter im Bikini und mit Bier in der Hand an unseren Stränden entspannen dürfen“, sagte Zaazou.

Um auch möglichst viele Berliner neugierig auf sein Land, oder wenigstens auf seinen ITB-Stand, zu machen, werden dieser Tage 20 mannshohe Skulpturen an zentralen Punkten der Innenstadtbezirke aufgestellt. Sie stellen das Symbol „Anch“ da, das in pharaonischen Zeiten so viel wie „ewiges Leben“ bedeutete. Zehn ägyptische Künstler haben die Figuren bemalt – wodurch sie stark an die ästhetisch umstrittenen Buddy Bären erinnern – jene Figuren des Bildhauers Roman Strobl, die ab dem Jahr 2001 nicht nur in Berlin tausendfach für die Hauptstadt werben sollten.

So steht Berlin wieder im Zeichen der ITB, der wichtigsten Berliner Messe an diesem Standort neben der Grünen Woche und der Funkausstellung Ifa. Die Veranstalter gaben am Mittwoch noch einen vorsichtigen Ausblick: Man rechne mit mehr als 10.000 Ausstellern aus 180 Ländern und Regionen, sagte Martin Buck von der Messe Berlin. Vor einem Jahr waren es exakt 11.163 Aussteller aus 188 Ländern gewesen. Er erwarte an den fünf Messetagen rund 170.000 Besucher, davon 60.000 Privatbesucher. Die Hallen seien schon „sehr gut belegt“, sagte Buck.

Die Hotelzimmer sind es auch: Laut einer Umfrage des Internet-Buchungsportals HRS liegen die Übernachtungspreise während der Messe 50 Prozent über dem üblichen Niveau: Statt 84 Euro müsse man während der ersten drei Messetage im Schnitt 126 Euro für die Nacht zahlen.

Für nur 100 Euro mehr konnte man am Mittwoch übrigens für den selben Zeitraum gleich sieben Tage in Hurghada buchen: Flug, Transfer und Doppelzimmer im Zwei-Sterne-Hotel gab es etwa bei Opodo.de für 226 Euro pro Person.

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