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Auf der ITB stellt sich Libyen vor, obwohl es derzeit für die wenigsten Besucher in Frage kommen dürfte.

© REUTERS

ITB: Libyen ist da – und wartet auf Gäste

Die Nachfrage ankurbeln – so lautet nicht nur das Motto der Libyer auf der Internationalen Tourismus-Börse. Reiseanbieter locken mit günstigen Angeboten.

Berlin - „Wir wissen, dass es irgendwann wieder ruhig wird in Libyen. Wir sind optimistisch“, versichert Ali Saidi Saad von Safari Tourism Services. Seit 2005 organisiert der Libyer im Auftrag des Tourismusministeriums und von Privatunternehmern den Messestand seines Landes auf der ITB. „Es ist wichtig, dass wir uns hier zeigen und unsere 37 weltweiten Partner treffen“, meint Saidi Saad. So habe er etwa einen Termin mit einem japanischen Reiseunternehmen, das seine Buchungen auf Mai verschoben habe und nun darüber sprechen wolle, was möglich ist. „Im Norden und Süden Libyens ist es ruhig. Nur in Städte wie Benghasi sollten Touristen nicht reisen“, rät Saidi Saad. Es sei ähnlich wie in Tunesien oder Ägypten, wo bestimmte Orte bereist, und andere eben gemieden werden sollten.

„Wir waren gespannt, ob die Libyer kommen, da sie erst ab- und dann wieder zugesagt haben“, sagt Friederike Hansen von der ITB. Mit ihm seien fünf Delegierte aus dem Tourismusministerium angereist, sagt Saidi Saad. Zudem hätten vier Geschäftsmänner ihr Kommen zugesagt. Gesehen habe er sie aber noch nicht. „Neun haben aus Skepsis abgesagt“, berichtet Saidi Saad. Generell gelte für die libyschen Besucher: Alle Fragen in Sachen Wirtschaft und Sicherheit beantworten, aber keine Stellung zur politischen Lage beziehen.

Die touristische Hauptsaison in Libyen geht noch bis Ende Mai. Dann folgt die Sommerpause, bevor es im Oktober wieder losgeht. Bisher habe er bereits 250 000 Euro Verlust gemacht, sagt Saidi Saad. Nun sei er gekommen, um den Kunden ein Angebot zu machen. Es gehe nicht mehr darum, Gewinn zu erzielen, sondern darum, wenigstens die Auslagen für die Touren wieder hereinzubekommen. Eine zweiwöchige Reise, die normalerweise mehr als 2000 Euro kosten würde, liege nun bei etwa 800 Euro.

Die Nachfrage ankurbeln – so lautet nicht nur das Motto der Libyer, sondern auch das der tunesischen und ägyptischen Reiseanbieter. Verluste werden in Kauf genommen, um verunsicherte Kunden zurückzugewinnen. Nach Krisen sei das ein üblicher Marktmechanismus, erklärt Andrea Philippi, Referentin des tunesischen Fremdenverkehrsamtes. Und Tamer Marzouk, Tourismusattaché des ägyptischen Generalkonsulats ist optimistisch: „Wir haben in den letzten Jahren schon manche Krisen gemanagt. Hier haben wir es mit einer politischen Umwälzung zu tun, die uns sehr viele Sympathien eingebracht hat.“

Fraglich ist, wie viele Touristen kommen und wie schnell. Und sollten sie überhaupt kommen? Denn unklar ist auch, wem damit geholfen ist. Neben der politischen Demokratisierung müssten sich auch die wirtschaftlichen Strukturen verändern. „Die korrupten Eliten der alten Regime waren stark im Tourismus engagiert“, sagt Heinz Fuchs von der Organisation Tourism Watch. Die Veranstalter sollten genau hinschauen, mit wem sie kooperieren. „Familiengeführte Hotels sind beispielsweise ein guter Indikator dafür, dass die einheimische Bevölkerung und damit eine demokratische Gesellschaft direkt profitiert“, sagt Fuchs.

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