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Gut gegähnt. Der Park Maasai Mara ist Kenias tierreichstes Reservat. Foto: AFP

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ITB: Urlauben für die Löwen

Kenia hofft auf Touristen aus Deutschland. Die sollen mit ihrem Geld nicht nur den Staat unterstützen, sondern auch die Menschen rund um die Nationalparks.

Kommt zum Urlaub nach Kenia, damit arme Menschen bei uns nicht die Löwen und Elefanten essen, die ihr so gern auf Safaris anschaut! Mit Humor lässt sich sogar in der Tourismuswerbung über Probleme im Urlaubsland reden. Der kenianische Minister für Wälder und wild lebende Tiere, Noah Wekesa, wagte sich am Donnerstag am Rande der ITB auf schwieriges Terrain. In einer launigen Rede sprach er offensiv die „gewaltigen Probleme“ an, die das ostafrikanische Land hat, das möglichst viele deutsche Touristen an den Strand und auf Safari locken möchte, während immer noch eine Menge Menschen hungern.

„Wir brauchen viel Überzeugungskraft“, sagt Wekesa, „damit die armen Leute keine Antilopen erlegen. Das ist gutes Fleisch für sie.“ Oder, dass ein Dorf einen Elefanten am Leben lässt, der nachts ihre Felder zerstört hat. Also, erzählt der breitschultrige Minister vom Mount Elgon, hat Kenias Regierung ein Programm aufgelegt, um die Menschen zu unterrichten, ihnen klarzumachen, warum auch für sie der lebende Löwe wichtiger sein könnte als der tote Löwe in ihrem Magen: Die Urlauber bringen Geld. Und von dem Geld soll nicht nur der Staat ordentlich profitieren, auch die Menschen rund um die Nationalparks sollen etwas davon haben, sagt Wekesa. Geschäfte sollen sie machen können, aber nicht in die Wildgebiete vordringen. Opfer von Elefantenattacken sollen aus einem Fonds entschädigt werden.

Dann schwärmt Wekesa von den tollen deutschen Autobahnen. Dafür habe Kenia allerdings leider kein Geld, obwohl man für die Ausländer schon eine Menge Straßen ausbaue. „Es ist eine Herausforderung, auf unseren staubigen Straßen in die Nationalparks zu fahren. Aber es ist ein guter Sport“, lacht Wekesa – und allemal eine Geschichte, die man zu Hause gut erzählen kann. Auch den Klimawandel verschweigt er nicht: „Er ist real, und er ist da.“ Dürren, Hungersnöte, Fluten, die Mensch und Tier kräftig zusetzen. „Elefanten können Wasser auf 100 Kilometer riechen, aber die jungen Tiere können nicht so weit laufen“, zielt Wekesa ins Herz der Safariurlauber. Die älteren Tiere hätten versucht, die jungen anzutreiben, doch am Ende „haben wir viele junge Elefanten verloren“.

Die größten Posten des Staatshaushalts gingen in Bildung und Gesundheit. Warum der Minister das alles erzählt? Er möchte die Urlauber milde stimmen, weil sie in Kenias Nationalparks höhere Eintrittspreise zahlen müssen. Und wohl auch, weil ab Juli die Visagebühren wieder auf 50 Dollar angehoben werden sollen. Aber das, so wollte es der Minister in seiner launigen Betrachtung klarmachen, kommt am Ende den Touristen zugute – denn dann werden die Big Five (Elefant, Nashorn, Leopard, Löwe und Büffel) auch weiter auf die Safarifans warten und nicht in den Töpfen der Kenianer schmoren.

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