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Wirtschaft: IWF-Chef Camdessus macht auf Optimismus

Weltwirtschaft vom nächsten Jahr an wieder auf Wachstumskurs / Kritik an Japanern / Waigel will Private einbinden WASHINGTON (ell).Zum Auftakt der Tagungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der sieben wichtigsten Industrienationen (G 7) hat IWF-Direktor Michel Camdessus auf eine weitere Öffnung der japanischen Wirtschaft gedrängt.

Weltwirtschaft vom nächsten Jahr an wieder auf Wachstumskurs / Kritik an Japanern / Waigel will Private einbinden WASHINGTON (ell).Zum Auftakt der Tagungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der sieben wichtigsten Industrienationen (G 7) hat IWF-Direktor Michel Camdessus auf eine weitere Öffnung der japanischen Wirtschaft gedrängt.Die Treffen von IWF und G-7 in dieser Woche stehen im Zeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise in Asien.Der IWF hatte am Montag im Frühjahrsbericht seine weltweite Wachstumsprognose für 1998 wegen Asien nach unten korrigiert. Jedoch werden sich die Auswirkungen der Krise auf die großen Industriestaaten nach Auffassung des Fonds ingesamt in Grenzen halten.Für 1999 gehen die Finanzexperten wieder von einem weltweiten Wachstum von 3,7 Prozent aus.Mittelfristig rechne er mit einem Wachstum von mehr als vier Prozent, sagte Camdessus am Dienstag.Im Streit um die japanischen Wirtschaftsaussichten zeigte sich der IWF-Direktor im Ton gemäßigt, in der Sache aber unbeugsam.Das jüngste japanische Reformpaket enthalte in der Tat eine bedeutende Zahl neuer Maßnahmen und sei auch in der Zielsetzung zu begrüßen.Der Reformprozeß sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Der japanische Finanzminister Hikaru Matsunaga beschwerte sich über die düstere Prognose, die der IWF abgegeben hatte.Das japanische Finanzsystem sei schließlich "stabiler als früher", sagte er.Im IWF-Bericht hatte es geheißen, die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt falle zusehends zurück und die Probleme seien größtenteils hausgemacht.Der Chefökonom des IWF, Michael Mussa, meinte, selbst ein Nullwachstum könne für Japan in diesem Jahr schwer zu erreichen sein. Die italienische Regierung sprach sich vor dem G-7-Treffen für eine grundlegende Reform des IWF aus.In den ersten Phasen der Asienkrise habe der Fonds nicht aufgepaßt und zu langsam reagiert, kritisierte Außenminister Lamberto Dini in einem Interview: "Der Fonds hat allzuoft nicht bemerkt, daß er mit Krediten oder Hilfsgeldern nicht die Entwicklung einer Region finanziert, sondern lediglich die Bereicherung einer führenden Klasse oder deren Großmannssucht." Außerdem sei der Eindruck entstanden, auch riskante Investitionen seien in jedem Fall durch internationale Rettungsaktionen gedeckt, sagte Dini, der bis 1979 selbst IWF-Exekutivdirektor war.Für eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit des internationalen Wirtschafts- und Währungssystems will sich auch Bundesfinanzminister Theo Waigel einsetzen.Er plädiert seit Monaten für eine Einbeziehung des Privatsektors in Krisenlösungen.Es müßten Mechanismen entwickelt werden, "damit im Krisenfall auch Privatinvestoren in Stützungsaktionen eingebunden werden können", erklärte Waigel vor dem Abflug in die USA.Zudem müßten Investoren und dem IWF "umfassende und verläßliche Informationen" zur Verfügung stehen, "damit sie zu einer realistischen Lageeinschätzung und Risikobewertung kommen können." Der Fonds selbst ist allerdings skeptisch, ob es je gelingen wird, Währungskrisen in jedem Fall so früh zu erkennen, daß sie verhindert werden können.Daten über die Verteuerung von Wechselkursen, das Wachstum der Inlandsschulden und das Verhältnis zwischen Bankverbindlichkeiten zu den internationalen Reserven seien zwar am ehesten geeignet, um Währungsturbulenzen vorherzusehen.Ein aus diesen Daten zusammengesetzter Index hätte jedoch nur als Frühwarnsystem für Thailand und Malaysia funktioniert, nicht aber für Indonesien, Südkorea und die Philippinen. US-Finanzminister Robert Rubin vertrat deshalb am Dienstag die Meinung, dem IWF könne nicht die Verantwortung zur Vorhersage von Krisen zugeschoben werden.Am wichtigsten sei es, leistungsfähige Finanzsysteme in den Schwellenländern aufzubauen, um dort Stabilität und Wachstum zu schaffen und zu erhalten.Camdessus sagte, er gehe davon aus, daß Indonesien die mit dem IWF vereinbarten Reformen auch umsetzen werde.Die bisherigen Verzögerungen hätten sich als sehr kostspielig erwiesen, warnte er.Das in mehrwöchigen Verhandlungen ausgearbeitete Reformprogramm sieht eine umfassende Umstrukturierung der indonesischen Wirtschaft vor, wenn Kredithilfen des IWF fließen sollen.Es stößt in Indonesien auf Widerstände, wurde dem Fonds nach Angaben Jakartas aber inzwischen unterzeichnet zugeleitet. Lobend äußerte sich Camdessus über die Entwicklung in Südkorea, wo das Reformprogramm zu "120 Prozent" umgesetzt werde.Das Land komme wieder auf die Füße und gewinne das Vertrauen der Märkte schneller zurück als erwartet.Für Südkorea sei die Krise deshalb eigentlich ein Segen gewesen, erklärte er.

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