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Mit leeren Händen: Commerzbank-Chef Blessing

© dpa

Jahresbilanz: Krisen-Länder machen Commerzbank zu schaffen

Die zweitgrößte deutsche Bank verliert 2011 die Hälfte ihres Gewinns. Dennoch macht Commerzbank-Chef Blessing den Aktionären Mut.

Frankfurt am Main - Die Commerzbank hat ihr Portfolio an Staatsanleihen aus den Euro-Krisenländern weiter abgebaut. Dennoch belasten die Papiere die zweitgrößte deutsche Bank schwer: Im vierten Quartal schrieb die Commerzbank weitere 700 Millionen Euro auf ihre Griechenland-Papiere ab – für 2011 summieren sich die Wertkorrekturen auf insgesamt 2,3 Milliarden Euro. Die Anleihen stehen jetzt nur noch mit 26 Prozent ihres Nennwertes in den Büchern.

Dies und weitere Abschreibungen auf den Staats- und Immobilienfinanzierer Eurohypo sorgten dafür, dass der Gewinn der Commerzbank 2011 um mehr als die Hälfte von 1,4 Milliarden auf 638 Millionen Euro einbrach. Die Aktionäre erhalten erneut keine Dividende. Auch der Steuerzahler muss auf die eigentlich fälligen 170 Millionen Euro Zinsen für seine Einlage verzichten. Bank-Chef Martin Blessing sieht sein Haus heute trotzdem in einer wesentlich stabileren Verfassung als 2008. Die Kapitalauflagen der Europäischen Bankenaufsicht (Eba) würden aus eigener Kraft und vorzeitig erfüllt, sagte er am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresergebnisse in Frankfurt. Die Commerzbank-Aktie wurde verkauft: Der Kurs fiel um knapp 6,6 Prozent.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses macht Blessing Hoffnung auf bessere Zeiten. Ein Grund: Die angekündigte Kapitalerhöhung in Form eines Rückkaufs von eigenen Anleihen gegen die Ausgabe von rund 511 Millionen neuer Aktien stößt bei Investoren offenbar auf großes Interesse. Damit will die Bank ihr Eigenkapital um eine Milliarde Euro aufstocken. Mit dieser Maßnahme hofft Blessing die von der Eba monierte Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro schon Anfang März zu 85 Prozent geschlossen zu haben. Die Eba hatte eine Frist bis Ende Juni gesetzt.

Daran ändert auch nichts, dass die Commerzbank am Schuldenschnitt für Griechenland mitmacht. Aktuell hält die Bank noch griechische Staatsanleihen im Volumen von 800 Millionen Euro. Allerdings ist Blessing erkennbar verärgert über die angebliche Freiwilligkeit. Dies sei so freiwillig „wie ein Geständnis während der spanischen Inquisition“, poltert er. Wenig Verständnis hat er auch dafür, dass langjährige Bestände von Griechenland-Bonds bei Zentralbanken des Eurosystems vom Schuldenschnitt ausgenommen werden. Insgesamt hält die Bank noch Anleihen der Euro-Krisenländer im Volumen von 12,3 Milliarden Euro, der größte Teil entfällt mit 7,9 Milliarden auf Italien.

Im eigentlichen Bankgeschäft mit Privat- und Mittelstandskunden sowie in Osteuropa ist die Commerzbank, so Blessing, „sehr gut“ unterwegs. Alle Bereiche hätten 2011 deutlich schwarze Zahlen geschrieben. Weil die Bank dennoch auch nach deutschem Bilanzrecht mit 3,6 Milliarden Euro einen Verlust einfährt, gibt es zum vierten Mal hintereinander keine Dividende. Auch die stille Einlage des Staates, die mit neun Prozent verzinst werden müsste, wird nicht bedient. Seitdem der Bund Ende 2008 bei der Bank eingestiegen ist, wären Zinsen von fast vier Milliarden Euro fällig gewesen. Überwiesen hat die Bank 2011 als Abschlag lediglich rund eine Milliarde Euro. Damit seien aber die Kapitalkosten des Bundes gedeckt, dem Steuerzahler entstehe kein Verlust, sagte Blessing. Der Bund ist mit 25 Prozent plus einer Aktie größter Aktionär der Commerzbank. Der Vorstandschef musste sich auch 2011 – wie schon 2009 und 2010 – mit einem Gehalt von 500 000 Euro begnügen. Zudem spürt auch er die Talfahrt der Commerzbank- Aktie. „Die Verluste, die ich mit meinen eigenen Commerzbank-Aktien gemacht habe, sind höher als mein Netto-Einkommen der letzten vier Jahre.“

Hart getroffen von der Schuldenkrise wurden auch die ausländischen Wettbewerber der Commerzbank: Die belgisch- französische Dexia fuhr 2011 den größten Verlust ein, den jemals ein Geldhaus in der französischen Bankengeschichte machte: 11,6 Milliarden Euro. Für die französische Genossenschaftsbank Crédit Agricole schlug die Krise mit einem Minus von knapp 1,5 Milliarden Euro zu Buche. Und die Royal Bank of Scotland verlor nach eigenen Angaben umgerechnet fast 1,7 Milliarden Euro.

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