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Crazy_Frog

© p-a/dpa/dpa-web

Jamba: Der Frosch ist heiser

Der Berliner Handy-Dienstleister Jamba streicht Stellen. Die Branche steht vor einem Umbruch.

Berlin - Vor zehn oder auch fünf Jahren noch war bei Jamba für fast jeden Teenager etwas dabei, mit dem er Eltern und andere nicht-pubertierende Mitmenschen nerven konnte: Per SMS bestellte er sich gegen eine Gebühr Schnuffel, Sweety oder den Crazy Frog aufs Handy, jenen Breitmaulfrosch mit Motorradhelm. Der imitierte das Geräusch eines Zweitakt-Motors bis in höchsttourige Frequenzen. Allein mit dieser Figur verdiente Jamba einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag – und die Musiksender wie MTV und Viva profitierten von zahllosen Werbespots, die Jamba für seine Klingeltöne und Handyspiele schaltete.

Das Geschäftsmodell scheint so nicht mehr ganz aufzugehen. Schadenfreude ist dabei wenig angebracht: In der Branche vollzieht sich ein Umbruch, der bei Jamba jetzt erste Jobs in Berlin gekostet hat – ohne, dass die Handys der Kids nun weniger nervtötend klingeln würden.

In der vergangenen Woche tauchten Meldungen in Branchendiensten auf, wonach sich das Unternehmen mit Sitz am Dom Aquarée und mit Blick auf das Rote Rathaus von 250 der mehr als 700 Mitarbeiter getrennt hat. Die Zahl wies die Sprecherin von Fox Mobile, wie die Firma seit der Komplettübernahme durch Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. heißt, zurück. „Wir haben im November vergangenen Jahres 70 Leute entlassen. Das waren zwölf Prozent der Belegschaft“, sagte Juliane Walther dem Tagesspiegel. Das sei ein notwendiger Schritt gewesen, um die Ressourcen des Unternehmens den gegebenen und anstehenden Aufgaben und Möglichkeiten anzupassen, teilte sie weiter mit.

Das vor zehn Jahren von den drei Samwer-Brüdern (siehe Infokasten) gegründete Unternehmen Jamba war ein Pionier auf diesem Markt. Jamba ermöglichte es seinen jungen Kunden, das technisch Maximale aus ihren Handys herauszuholen – in einer Zeit, als die Geräte nur zum Telefonieren da waren. Dann kamen Multimediahandys, Apples iPhone, Nokias eigene Plattform Ovi – es gibt heute genügend andere Möglichkeiten, sich Inhalte aufs Handy zu laden. Auch Musik, da MP3-Player in fast alle modernen Mobiltelefone integriert sind.

„Wir wissen ja, dass die Hochzeit der Klingeltöne vorbei ist“, sagt Sprecherin Walther. Und: „Wir sind nicht erst seit gestern dabei uns umzuschauen, wo es hingeht.“ Schon im September vergangenen Jahres verließen die beiden Chefs Mauro Montanaro und Kaj Hagros das Haus. Der neue heißt Marc Anderson und versucht das Unternehmen weg von Klingeltönen, Handyspielen und Musik hin zur Videovermarktung zu trimmen. „Mobile können wir. Im Bereich Video sehen wir viel Potenzial“, erklärt Walther die Strategie. Kürzlich stellten die Berliner auf einer Messe in Las Vegas einen neuen Video-Abo-Service vor, der mobile Filme auf moderne Handys bringen soll.

Ob das die Rettung ist und weiteren Jobabbau verhindert, bleibt abzuwarten. Zuletzt gab es auch Berichte, wonach News Corp. einen Verkauf seiner Tochter prüft. 200 bis 300 Millionen Dollar könne man derzeit dafür erhalten, hieß es. Dazu sagt das Unternehmen nichts.

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