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Wirtschaft: Jamba steigt ins Geschäft mit Download-Musik ein

Berliner Klingeltonfirma will mehr als nur Teenies

Berlin – Der Klingeltonanbieter Jamba will erwachsen werden. Mit dem Online- Musikportal „Jamba Music“, das die Berliner Firma auf der Internationalen Funkausstellung Ifa vorstellte, nimmt Jamba die 20- bis 40-Jährigen ins Visier. „Jamba Music ist der erste Dienst der neuen Jamba“, sagte Jens Begemann, Leiter des Produktmanagements, dem Tagesspiegel. „Wir sprechen damit eine deutlich ältere Zielgruppe an.“ Weitere neue Dienste sollen folgen. „Unser Unternehmensziel ist digitale Unterhaltung“, sagte er. Über Jamba Music kann sich der Kunde Musik auf den PC und gleichzeitig auf das Handy laden. „Dabei muss er sich über die Technik keine Gedanken machen“, versprach Begemann.

Jamba ist einer der weltweit größten Anbieter für Handy-Klingeltöne. Das vor sechs Jahren gegründete Unternehmen gehört seit 2004 zum US-Konzern Verisign und hat seit Ende 2005 ein neues Management. Derzeit beschäftigt Jamba in Berlin 550 Mitarbeiter. Jamba hat seine Klingeltöne jahrelang sehr erfolgreich vermarktet. Verbraucherschützer kritisierten die Firma jedoch heftig: Jamba ziehe den Jugendlichen mit seinen Abonnement-Modellen das Geld aus der Tasche. Inzwischen muss Jamba deutlich auf die Kosten seiner Angebote hinweisen. Die Diskussion über die Klingeltonabzocke hat dem Image des Unternehmens geschadet.

Analyst Christian Veer von der Unternehmensberatung Goldmedia sieht weitere Gründe dafür, dass sich das anfänglich erstaunliche Wachstum im Markt für Klingeltöne abschwächt. „Es ist ein gewisser Abnutzungseffekt eingetreten.“ Hinzukomme, dass immer mehr Kunden lieber komplette Musikstücke herunterladen als nur Klingeltöne. In dieses Geschäft will Jamba nun einsteigen.

Im Markt für mobile Musikdienste erwarten Experten in den kommenden Jahren ein kräftiges Wachstum. Nach Angaben der Unternehmensberatung Frost & Sullivan ist Deutschland der drittgrößte Markt für „Mobile Music“ (Klingeltöne und ganze Musikstücke) in Europa – nach Großbritannien und Frankreich. Allein der deutsche Markt werde von 291 Millionen Euro in 2006 auf 669 Millionen Euro im Jahr 2010 wachsen, prognostiziert Frost & Sullivan. Dabei würden komplette Musikstücke langsam einen größeren Marktanteil in punkto Transaktionen und Umsatz erreichen als Klingeltöne, sagt Analyst Pranab Mookken.

Zum Problem auf dem deutschen Markt könnte die mangelnde Verbreitung der Mobilfunktechnik UMTS werden, die eine schnellere Übertragung der Songs auf das Handy möglich macht, meint Experte Veer von Goldmedia. Jamba sieht mobile Musik dagegen als eine Triebkraft für die stärkere Verbreitung von UMTS. „Musik ist die erste sinnvolle Anwendung für UMTS bei privaten Nutzern“, sagt Begemann von Jamba. „Jetzt sind die Netzbetreiber gefragt. Sie müssen mit ihren Datentarifen dafür sorgen, dass solche Dienste für den Endkunden bezahlbar sind.“

Dabei unterscheidet sich das Geschäftsmodell der Berliner von anderen Portalen: Der Kunde kauft die Musikstücke nicht, er mietet sie nur. Für 14,95 Euro pro Monat kann der Kunde auf 500 000 Songs zugreifen, sie so oft er will anhören, und zwar sowohl auf dem PC als auch auf dem Handy. Elf Handymodelle unterstützen die Software. Speichern und auf CD brennen kann der Kunde die Musikstücke jedoch nicht. Die Miete ist monatlich kündbar, aber nach der Kündigung hat der Kunde keinen Zugriff auf die Musik mehr. Im Gegensatz dazu hat der Konkurrent Musicload gemeinsam mit T-Mobile auf der Ifa gerade angekündigt, ein legales Angebot für das Weitergeben von Musikstücken zu entwickeln. Wann dies auf den Markt kommen wird, ließ Musicload aber offen.

Analyst Veer geht davon aus, dass Jambas Mietmodell für viele Kunden nicht attraktiv ist. „Der Kunde investiert viel Geld und ist dann in dem Modell gefangen. Wenn er kein Geld mehr einsetzt, hat er nichts mehr“, erklärt Veer.

„Wir wissen, dass das Bedenken erzeugt“, sagte Jamba-Manager Begemann. „Wer die Vorstellung, dass ihm nichts gehört, nicht ertragen kann, für den bieten wir an, einen Song für 1,29 Euro zu kaufen.“

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