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Wirtschaft: Japan: Anleger misstrauen der Wirtschaftspolitik

Nachdem am Donnerstag an der Börse in Tokio trotz der Kursgewinne an der Wall Street die Kurse leicht nachgaben, hat sich der Nikkei-Index am Freitag erholt. Er legte um 1,3 Prozent auf 13 867,61 Punkte zu.

Nachdem am Donnerstag an der Börse in Tokio trotz der Kursgewinne an der Wall Street die Kurse leicht nachgaben, hat sich der Nikkei-Index am Freitag erholt. Er legte um 1,3 Prozent auf 13 867,61 Punkte zu. Neben den positiven Vorgaben aus den USA ist der Abwärtstrend des Yen eine weitere Ursache für den Anstieg. Die japanische Wirtschaft hofft schon lange auf bessere Exportchancen vor allem für Autos und Elektronik. Der Dollar stieg aufgrund der Zinssenkung der US-Notenbank und wegen Befürchtungen einer neuen Rezession in Japan über die Marke von 116 Yen, den höchsten Stand seit 18 Monaten.

Die Erholung des Nikkei-Index am Freitag bedeutet nach Ansicht von Ökonomen jedoch nicht den Beginn eines Aufschwungs, bestensfalls sei eine Stabilisierung zwischen 13 500 und 14 500 Zählern zu erwarten. Da internationale Anleger angesichts der gut laufenden amerikanischen High-Tech-Aktien auch japanische Technologiewerte kauften, gab es hier bereits am Donnerstag einen Zuwachs, der sich am Freitag fortsetzte. Die kurzzeitige Aufwärtsbewegung in New York hatte Tokio zunächst nicht so stark stimuliert wie die Börsen in Hong Kong oder Singapur. Dies lag auch daran, daß nach einem anfänglichen Anstieg der Kurse viele Anleger Gewinne bei defensiven Titeln wie Asahi Breweries oder Japan Tobacco mitgenommen haben. Viele dieser Werte haben sich am Freitag stabilisert.

Dennoch: für den eigentlichen Jahresbeginn am kommenden Dienstag herrscht in Tokio allenfalls verhaltener Optimismus. Die Anleger vertrauen der Kursentwicklung nicht, weil sie an der mittelfristigen Entwicklung in Japan zweifeln. Die Regierung sieht kaum noch Möglichkeiten, die Wirtschaft zu beleben. Das Land hat bereits eine Vielzahl von Konjunkturprogrammen hinter sich, deren Effekt aber jedesmal nur kurz anhielt. Seit 1991 legte das Bruttoinlandprodukt im Schnitt nur 0,8 Prozent im Jahr zu. Da die Notenbankzinsen bereits extrem niedrig sind, besteht kein geldpolitischer Spielraum. Die Unternehmen müssen weiterhin schlanker werden, was die Aussicht auf eine Verbesserung am Arbeitsmarkt verringert. Private Ausgaben und Industrieproduktion sind gesunken. Massive staatliche Hilfe hat im Finanzsektor die wichtigen Banken zwar konsolidiert, Wirtschaft und Politik reformieren aber nach Ansicht vieler Experten nicht so konsequent wie nötig. Die Konzerne haben ihre Verflechtungen bisher nur gelockert. Eine Steuersenkung ist zur Zeit nicht möglich, denn die Staatsschulden liegen gemessen am Bruttoinlandprodukt bei 130 Prozent - nicht zuletzt wegen der teuren Konjunkturpakete. Von der Regierung Mori her ist aber kein Konzept zur Sanierung der Staatsfinanzen in Sicht. Zu sehr fürchtet die Klientelpolitik seiner Partei Maßnahmen, die Härten gegenüber einzelnen Gruppen bedeuten könnten.

Gerade Angesichts dieser Situation hoffen die Japaner auf eine gute Konjunktur in Amerika. Die viel gefürchtete harte Landung bedeutet für Japan fast sicher eine neue Rezession. Die Furcht vor einer solchen Entwicklung hat den Kurs des Yen bereits nachgeben lassen, am Freitag gab es 116,50 Yen für den Dollar. Die internationalen Investoren, die 1999 durch Käufe japanischer Aktien den Yen um zehn Prozent steigen ließen, verkaufen bereits seit Monaten und tragen zu der Entwicklung bei.

fmk

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