zum Hauptinhalt

Japan: Geld kostet nichts mehr

Der letzte Trumpf liegt auf dem Tisch. Um das schwache Wachstum zu beleben, hat die japanische Notenbank ihre Leitzinsen am Dienstag praktisch auf null gesenkt.

Berlin - Zwischen 0 und 0,1 liegt der Prozentsatz, zu dem sich Japans Banken jetzt kurzfristig Geld bei der Zentralbank leihen können. Tiefer geht es nicht mehr. Zudem will die Notenbank Staatsanleihen aufkaufen und damit noch mehr Geld auf den Markt bringen.

Mit dem Schritt entlasten die Japaner ihre Banken. Diese können den Unternehmen dann wieder mehr Geld zu günstigeren Konditionen leihen, so die Hoffnung. „Das bringt aber nur etwas, wenn die Firmen die Kredite auch nachfragen“, sagt Michael Rottmann, Leiter Zins- und Währungsanalyse bei Unicredit. Er glaubt, dass die japanische Zentralbank vor allem die Preise für Immobilien und Aktien in die Höhe treiben will. Denn bei niedrigen Zinsen ist es für Sparer wenig attraktiv, ihr Geld auf der Bank liegen zu lassen.

Jochen Möbert, Analyst von DB Research, glaubt, dass der Schritt der Notenbank als Signal an die Märkte verstanden werden sollte, dass man den Yen schwächen will. Schon vor ein paar Wochen hatte die Zentralbank Milliarden von Yen gegen Dollar verkauft, um den Kurs ihrer Währung zu drücken. Der starke Yen belastet die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Japaner sind wie die Deutschen darauf angewiesen, Waren ins Ausland zu exportieren. Je höher der Wechselkurs, desto teurer werden die japanischen Waren für die Käufer. Das senkt die japanische Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern mit schwächeren Währungen.

Die eigene Währung abzuwerten, ist eigentlich nur folgerichtig. Der Plan könnte aber leicht schiefgehen, nämlich dann, wenn alle anderen genauso denken. Nach der Lehman-Pleite 2008 haben alle großen Zentralbanken ihre Zinsen gesenkt und ihre Wirtschaft mit billigem Geld unterstützt. Ziel war es, das Geld wieder einzusammeln, wenn die Lage sich beruhigt hat. Doch derzeit sieht es nicht danach aus.

Angesichts der Schuldenkrise in Europa hatte die Europäische Zentralbank im Mai entschieden, erstmals im großen Stil Staatsanleihen aufkaufen zu wollen. Der Euro-Kurs fiel in dieser Zeit massiv. Die US-Notenbank Fed kündigte im August an, weitere Staatsanleihen aufkaufen zu wollen. Der brasilianische Finanzminister warnte in der letzten Woche schon vor einem Währungskrieg. „Die Anreize sind so hoch wie nie“, sagt Jochen Möbert. Schließlich müssten fast alle Staaten hohe Schuldenberge abbauen. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Regierungen diese Option tatsächlich umsetzten.

Den Japanern hat die Aktion am Dienstag nicht viel genützt. Zwar stieg der Dollar kurz nach dem Zinsentscheid um gut einen halben Cent auf knapp 84 Yen. Die Wirkung verpuffte aber schnell. Am frühen Nachmittag kostete der Dollar mit rund 83,25 Yen noch weniger als vor dem Zinsentscheid.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false