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Wirtschaft: Japans Notenbank kauft wieder massiv Dollar

FRANKFURT (MAIN)/SYDNEY (sz/HB/rtr). Die Bank von Japan hat am Montag erneut massiv in den Devisenhandel in Asien eingegriffen und mit Dollarkäufen den Yen-Kurs gedrückt.

FRANKFURT (MAIN)/SYDNEY (sz/HB/rtr). Die Bank von Japan hat am Montag erneut massiv in den Devisenhandel in Asien eingegriffen und mit Dollarkäufen den Yen-Kurs gedrückt. Devisenhändler schätzten das Volumen der Interventionen auf fünf Mrd. Dollar. Auch die Europäische Zentralbank soll erneut mit Euro-Käufen gegen Yen im Markt gewesen sein. Die Euro-Zentralbank wollte hierzu aber keinen Kommentar abgeben. Der Dollar stieg gegenüber dem Yen als Folge der Interventionen auf ein vorläufiges Tageshoch von 122,55 Yen. Immer wieder habe die japanische Notenbank bei Kursen über 122 Yen in den Markt eingegriffen. Der Markt sei nach den Interventionen nervös und vorsichtig, wenn es darum gehe, Dollar und Euro zu drücken, hieß es. Mittags wurde der Dollar in Europa mit Kursen um 122 Yen gehandelt.

Der japanische Vize-Finanzminister Eisuke Sakakibara machte den Märkten deutlich, daß Japan bereit sei, einen noch schwächeren Yen-Kurs zu unterstützen, wenn dies für eine Erholung der Wirtschaft und zur Unterstützung der Exporte notwendig sei. Sakakibara bekräftigte in Tokio, sein Land werde entschieden eingreifen, um ein vorschnelles Ansteigen des Yen-Kurses zu verhindern. Die am Morgen veröffentlichten japanischen Außenhandelszahlen für Mai hatten einen Einbruch des Handelsüberschusses um 31,5 Prozent gezeigt. Der Überschuß aus dem Verhältnis von Im- und Exporten erreichte im vergangenen Monat 843,4 Mrd. Yen (rund 13,1 Mrd. DM). Damit sank der Überschuß auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren. Die Exporte gingen demnach um 11,8 Prozent auf knapp 3,6 Billionen Yen zurück, was von Marktbeobachtern auf die Stärke des Yen und einen deutlichen Rückgang bei der Ausfuhr von Büroausstattung und Schiffen zurückgeführt wurde. Die Importe nach Japan fielen zugleich um 3,3 Prozent und erreichten einen Betrag von 2,7 Billionen Yen.

Besonders stark betroffen war der Export in die Europäisch Union (EU), wo ein Rückgang von 17,5 Prozent auf 634 Mrd. Yen verzeichnet wurde. Die Importe aus den EU-Staaten nach Japan fielen den Angaben zufolge um 0,9 Prozent.

Sakakibara nannte die Interventionen der Europäischen Zentralbank im Auftrag der Bank von Japan vom vergangenen Freitag effizient. Oberstes Ziel seiner Regierung sei eine schnelle wirtschaftliche Erholung in Japan, unterstrich Sakakibara. Die Interventionen am Devisenmarkt verfehlten auch ihre Wirkung auf den Aktienmarkt nicht. Gestützt vom festen Kurs des US-Dollar zum Yen sowie der positiven Vorgabe der Wall Street legte der Nikkei-Index für 225 führende Werte um 307,59 Punkte oder 1,8 Prozent zu und schloß beim Stand von 17 738,85 Punkten. Beobachter verwiesen auch darauf, daß Fonds- und Anlagegelder, die aus den USA zurückkommen, die Märkte in Asien angtreiben würden. Neue Allianzen und Vereinbarungen zwischen Börsen könnten zudem die Kapitalströme zwischen den USA, Japan, Südostasien und Australien noch intensivieren.

So hat die amerikanische National Association of Securities Dealers (Nasd), der Verband der Wertpapierhändler, in der vergangenen Woche in Fernost gleich zwei Abkommen geschlossen. Neben der Vereinbarung mit der japanischen Softbank Corp. zur Schaffung eines elektronischen Aktienmarktes nach dem Vorbild der amerikanischen Nasdaq in Tokio, wurde ein weiteres Abkommen zwischen Nasd und der australischen Börse (ASX) geschlossen. Demnach können australische Firmen künftig Gelder auf beiden Märkten aufnehmen. Daneben hegen die Hongkonger Wertpapier- und Terminbörse Pläne zu verschmelzen. Ähnliches hört man aus Singapur.

Das Investment-Klima in Asien wird aber auch zunehmend durch den Internet-Handel bestimmt. Beispiel Australien: Computershare Ltd., eine Software-Firma, hat ein Angebot zur Übernahme der Sydney Futures Exchange (SFE) abgegeben und sich dafür durch eine Partnerschaft mit dem Telekom- und Internet Giganten Telstra gestärkt. Ähnliche Allianzen zwischen Maklern sowie Internet- und Telekom-Unternehmen gibt es auch in Singapur.

Nach den ruhig verlaufenden Wahlen ist derzeit vor allem Indonesien der Star der südostasiatischen Börsen und legte allein am Freitag über drei Prozent zu. Singapurs Index kletterte in den vergangenen drei Monaten um rund 40 Prozent. Der größte Konzern der Stadt ist auch Marktführer an der Börse: Singapore Airlines SIA hat seit Mitte März von 7,30 auf 13,80 Singapur Dollar zugelegt. SIA hatte selbst im Krisenjahr 1998/99 einen Gewinn von über einer Mrd. Singapur Dollar erzielt. Den größten Kursgewinn in Singapur verzeichnete allerdings der Computer-Teile-Hersteller Omni Industries mit einem Plus von 187 Prozent. Und die in Singapur, Sydney und Hongkong angesiedelten Fondsmanager bleiben zuversichtlich.

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