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Wirtschaft: Japans schlechtes Image

Das Außenministerium Japans steckt in einer tiefen Krise. Der Aufsehen erregendste Vorfall in einer Reihe von Skandalen ereignete sich vor gut zwei Wochen im japanischen Konsulat in Shenyang.

Das Außenministerium Japans steckt in einer tiefen Krise. Der Aufsehen erregendste Vorfall in einer Reihe von Skandalen ereignete sich vor gut zwei Wochen im japanischen Konsulat in Shenyang. Japanische Diplomaten sahen gleichgültig zu, wie die chinesische Polizei fünf nordkoreanische Asylsuchende wegschleppte, die dort Zuflucht gesucht hatten. In den Augen vieler Japaner dokumentiert das die Gefühllosigkeit, mit der japanische Diplomaten Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea begegnen. Ein anderer Skandal erregte international weniger Aufsehen, könnte jedoch dazu beitragen, endlich die nötigen Reformen im von Problemen geplagten Außenministerium herbeizuführen. Wegen des Vorwurfs der Veruntreuung wurde letzte Woche der Diplomat Masaru Sato verhaftet, rechte Hand des ehemaligen LDP-Abgeordneten und Außenpolitikexperten Muneo Suzuki. Suzuki selbst hatte vor wenigen Monaten eine Schlüsselrolle gespielt, als Premierminister Koizumi nach langem Hin und Her die populäre Außenministerin Makiko Tanaka entließ. Die ehemalige Parteigröße Suzuki hatte sich mehrfach massiv in ihre Kompetenzen eingemischt. Nun sind er und seine Verbündeten aus dem Außenamt in Ungnade gefallen, und die Staatsanwaltschaft untersucht ihre Rolle bei verschiedenen Straftaten. In beiden Fällen, dem Suzuki-Skandal und der Shenyang-Affäre, ist die Wurzel des Problems auffallend ähnlich – es gibt Klüngel von Diplomaten, die derart geschult sind, mit einem bestimmten Land umzugehen, dass sie dessen Interessen über alle anderen Erwägungen stellen. Was den Shenyang-Vorfall angeht, so waren die Diplomaten, die zusahen wie die schreienden Flüchtlinge abgeführt wurden, sich wohl der Position des japanischen Botschafters in Peking gewahr, der nordkoreanische Asylsuchende nur wenige Stunden zuvor als „potenzielle subversive Kräfte“ bezeichnet hatte. Bemerkenswert ist, wie häufig Bemühungen, die chinesische Führung nicht zu verstimmen, nach hinten losgehen. Das Debakel von Shenyang brachte die chinesisch-japanischen Beziehungen auf ihren tiefsten Punkt seit Jahren. Beobachter in Tokio sorgen sich, dass Japan durch seine wiederholten Skandale im Außenministerium in vielen Angelegenheiten innerhalb Asiens die Initiative an China verliert.

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