zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Jede zweite Branche will Stellen streichen

Einzelne Wirtschaftszweige sorgen jedoch für Silberstreif am Horizont / IW-Jahresprognose / Berlin stärker im Export BERLIN/KÖLN (dw/ddpADN).Jeder zweite Wirtschaftszweig plant für 1998 einen Stellenabbau in Deutschland.

Einzelne Wirtschaftszweige sorgen jedoch für Silberstreif am Horizont / IW-Jahresprognose / Berlin stärker im Export BERLIN/KÖLN (dw/ddpADN).Jeder zweite Wirtschaftszweig plant für 1998 einen Stellenabbau in Deutschland.Das geht aus der Jahresumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die am Montag in Köln veröffentlicht wurde.20 von 41 Wirtschaftsverbänden hatten darin angegeben, daß ihre Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr Personal abbauen wollten.Nur sechs Branchen sagen zusätzliche Einstellungen voraus.Es stimme aber hoffnungsfroh, daß es vor allem die großen Industriezweige seien, die wieder mehr Mitarbeiter einstellen wollten, kommentierte das arbeitgebernahe Institut.Auf die fünf expandierenden Metall- und Elektrobranchen entfielen immerhin knapp 40 Prozent der Stellen im verarbeitenden Gewerbe.Gleichzeitig meldeten in der Umfrage zum Jahreswechsel 21 Branchen eine bessere Stimmung: Damit hätten sich die optimistischen Stimmen gegenüber dem letzten Jahr verdoppelt, die skeptischen halbiert, betonten die Kölner Wirtschaftsforscher.Immerhin 25 Wirtschaftsverbände rechneten für das kommende Jahr mit steigenden Umsätzen.Im Aufwind, so das IW, sehen sich vor allem die exportnahen Wirtschaftszweige. Das trifft auch für Berlin zu."Alle Firmen der Exportwirtschaft empfinden sich auf der Sonnenseite", sagte Egbert Steinke, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Berlin.In diesem Jahr habe sich in der Berliner Industrie der Anteil der Exporteure von 72 auf 77 Prozent gesteigert ­ für Steinke auch ein Erfolg der Berliner Wirtschaftsförderung, der BAO und des Wirtschaftssenats.Auch im kommenden Jahr werde die Außenwirtschaft die tragende Säule bleiben."Deutlich mehr als ein Drittel der Berliner Industriebetriebe haben konkrete Investitionsvorhaben im Ausland", sagte Steinke. Wie im Bundesgebiet leiden jedoch auch in Berlin vor allem die konsumnahen Wirtschaftszweige unter der Konjunkturflaute.Die IHK erwartet für 1998 ein Berliner Wirtschaftswachstum von real 1 Prozent."Das reicht noch nicht für eine Trendwende am Arbeitsmarkt", sagte Steinke.In der Herbstumfrage der Kammer hatten sich die Mitgliedsunternehmen zuletzt auch "sehr vorsichtig" zu der Arbeitsplatzfrage geäußert.Die nächste Berlin-Umfrage der IHK wird mitte Januar veröffentlicht.Am Stimmungsbild werde sich bis dahin aber "wohl nicht viel ändern", glaubt Steinke. Immerhin sieht die Industrie- und Handelskammer auch für Berlin einen Silberstreif am Horizont: Im dritten Quartal sei "eine immer noch starke Gründungsaktivität im Dienstleistungsbereich spürbar gewesen." Und für Ende 1998 stehe bereits der Umzug von Parlament und Regierungsinstitutionen an, der von Botschaften, Verbänden und Medien begleitet wird.Schon für die erste Jahreshälfte 1999 könne man daher mit einer großen Nachfragebelebung für die Berliner Wirtschaft rechnen. Was die Wirtschaftsprognose für 1998 angeht, sieht sich auch Brandenburg noch vor einer Durststrecke.Nach der letzten "Blitzumfrage" des Instituts der Deutschen Wirtschaft, werde sich das Wirtschaftswachstum der Mark von 3,4 Prozent auf 2,6 Prozent im kommenden Jahr abschwächen.Damit wird das Wachstum Brandenburgs nur noch um 0,2 Prozent über dem Durchschnittswert der ostdeutschen Bundesländer liegen.Das IW geht davon aus, daß vor allem der traditionell große Vorsprung des Verarbeitenden Gewerbes in Brandenburg weiter zurückgehen wird. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, bestätigte die in der IW-Umfrage zum Ausdruck gekommene, bessere Grundstimmung der bundesdeutschen Wirtschaft."Für 1998 gehen wir von über drei Prozent Wachstum aus", sagte er der Tageszeitung "Die Welt".Im Inland zeichne sich trotz zusätzlicher Belastungen eine kunjunkturelle Besserung ab."Die Ausrüstungsinvestitionen steigen schon, der private Verbrauch hinkt noch nach." Mit einer Trendwende am Arbeitsmarkt in allernächster Zukunft rechne er nicht.Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) bekräftigte demgegenüber jedoch seine Ansicht, daß 1998 eine Wende auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten sei.Es werde zwar keine einschneidende Rückführung der Arbeitslosigkeit geben, "aber doch eine Trendwende", sagte Rexrodt am Montag im Deutschlandfunk.Ende 1998 werde man "spürbar weniger Arbeitslose" haben als am Ende dieses Jahres.Die neuen Bundesländer machten eine deutliche Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage durch, fügte Rexrodt hinzu.Er verwies zugleich auf den Baubereich, der in Ostdeutschland überdimensioniert sei und sich dort mit "erheblichen Wirkungen" auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum im statistischen Sinne normalisiere.Wenn er die Bauwirtschaft nicht berücksichtige, wachse die ostdeutsche Wirtschaft schneller als die westdeutsche.Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe sei in einer relativ guten Verfassung. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sagte in der IW-Umfrage voraus, daß sich der Umsatz seiner Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr um 6 bis 7 Prozent reduzieren werde.Auch die Zahl der Beschäftigten werde im Jahresdurchschnitt um 6 Prozent auf etwa 1,13 Millionen zurückgehen.Ursächlich dafür sei vor allem "die anhaltende Präsenz der Beschäftigten ausländischer Niedriglohnunternehmen in Deutschland sowie die Überkapazitäten im ostdeutschen Bauhauptgewerbe." Zu den wenigen Verbänden, die Neueinstellungen vorausgesagt haben, gehört laut IW der Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI).Nach einem leichten Beschäftigungszuwachs von rund 5000 in diesem Jahr, werde der Anstieg "auch 1998 moderat weitergehen." Die konjunkturelle Erholung der auch in Berlin stark vertretenen Branche sei dem erfreulichen Export-Plus von 13 Prozent zu verdanken, erklärte der ZVEI.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false