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Amazon-Chef Jeff Bezos

© AFP

Jeff Bezos wehrt sich gegen Vorwürfe: „Der Artikel beschreibt nicht das Amazon, das ich kenne“

Amazon-Chef Jeff Bezos wehrt sich gegen Vorwürfe, er würde Mitarbeiter schikanieren. Zumindest bislang hat Negativberichterstattung dem Versandhändler nicht geschadet.

Wenn bei Amazon der Kunde König ist, dann sind die eigenen Angestellten bessere Leibeigene. So jedenfalls lässt sich ein Artikel der „New York Times“ interpretieren, der Amazon-Chef Jeff Bezos unmenschliche Methoden im Umgang mit seinen Angestellten unterstellt. Erst im vergangenen Jahr hatten Berichte über unterbezahlte Saisonarbeiter in deutschen Logistikzentren des Online-Händlers Aufsehen erregt. In dem am Wochenende erschienenen Artikel wird nun erstmals auch das Arbeitsklima in der Zentrale des US-Konzerns in Seattle thematisiert.

Mitarbeiter seien angehalten, Kollegen anzuschwärzen

Nach eigenen Angaben sprachen die „New York Times“-Reporter mit mehr als 100 früheren und aktuellen Amazon-Mitarbeitern. Demnach soll Bezos die Schikanierung der Belegschaft persönlich angeordnet haben – weil zu viel Harmonie den Erfolg gefährde. Jeder der rund 180000 Mitarbeiter soll ständiger Überwachung ausgesetzt sein, bei gesundheitlichen Problemen werde mit Kündigung gedroht, Mitarbeiter seien angehalten, Kollegen anzuschwärzen. Manche Angestellte würden Dienstreisen privat bezahlen, weil sie Angst vor ihren Vorgesetzten hätten.

Pikant ist der Bericht auch deshalb, weil er von der „New York Times“ kommt, dem Erzrivalen der „Washington Post“, die Bezos 2013 gekauft hatte. Im Duell mit dem Blatt aus New York galt die regionaler ausgerichtete Zeitung aus Washington lange Zeit als abgeschlagen. Nachdem Bezos aber in deren Online-Entwicklung investierte, rangiert die „Post“ inzwischen nur noch knapp hinter der „Times“, was die digitale Reichweite in den USA betrifft.

Zuletzt ist der Marktwert von Amazon stark gestiegen

Bezos reagierte in einer E-Mail an die Amazon-Mitarbeiter auf den Bericht: „Der Artikel beschreibt nicht das Amazon, das ich kenne. Ich bin überzeugt, dass jeder, der bei einem Unternehmen arbeitet, wie es in der ,New York Times‘ beschrieben wurde, verrückt wäre, zu bleiben.“ Zugleich rief er die Mitarbeiter auf, es ihm direkt zu melden, wenn ihnen herzloses Vorgehen von Managern bekannt sei.

Eigentlich allerdings kann Jeff Bezos gelassen sein. An der Börse ist der Marktwert von Amazon zuletzt stark gestiegen, auch in Deutschland ging der Umsatz 2014 zweistellig nach oben – aller Negativberichterstattung zum Trotz. An einem weiteren Imageschaden kann Bezos trotzdem nicht gelegen sein. Als sympathisch gilt sein Unternehmen schon lange nicht mehr. Bei Amazon wird oft nur noch bestellt, weil der Konzern in seiner Bandbreite alternativlos wirkt.

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