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Wirtschaft: Jerini-Aktie stößt auf Zurückhaltung

Händler erwarten niedrigen Preis für Berliner Firma

Berlin - Für die Aktie des Berliner Biotechnologie-Unternehmens Jerini erwarten Experten einen mäßigen Börsenstart. „Wir gehen von einem Preis am unteren Ende der Spanne aus“, sagte Florian Weber, Vorstandssprecher des Düsseldorfer Wertpapierhändlers DKM. Die Papiere des Unternehmens werden seit vergangenem Montag mit einer Preisspanne zwischen 3,20 Euro und 3,60 Euro zur Zeichnung angeboten. „Es könnte sein, dass der Preis sogar noch nach unten korrigiert werden muss“, sagte Weber dem Tagesspiegel. Am Dienstag soll die Aktie zum ersten Mal an der Frankfurter Börse notiert werden.

Im vorbörslichen Handel zwischen Banken und Händlern ist der Kurs in der vergangenen Woche kontinuierlich gesunken. Am Freitag lag er bei 3,35 Euro. „Die Nachfrage ist eher bescheiden“, sagte Guiseppe Amato, Aktienhändler bei Lang und Schwarz in Düsseldorf. „Die Anleger nehmen das Risiko war.“

Die Jerini-Aktie gilt als spekulative Investition, die nicht viele Privatanleger wagen werden. Mehr als 80 Prozent der bis zu 17,8 Millionen neu ausgegeben Aktien sollen an institutionelle Anleger wie Investmentfonds gehen. Doch auch die zeigen sich eher zurückhaltend. „Wir sind grundsätzlich interessiert, wenn neue Unternehmen an die Börse gehen“, sagte Rolf Drees, Sprecher der Fondsgesellschaft Union Investment. „Allerdings sollten sie auch profitabel sein.“

Und genau das ist Jerini nicht. Wie viele Biotech-Firmen machen die Berliner Verluste. In der Branche ist das nicht ungewöhnlich. Am Anfang stehen oft hohe Forschungskosten, die später mit erfolgreichen Produkten wieder eingespielt werden sollen. Jerini soll 2009 erstmals schwarze Zahlen schreiben. Das schätzt zumindest die Deutsche Bank, die den Börsengang des Unternehmens zusammen mit der Credit Suisse First Boston federführend begleitet.

Jerini hofft, mit dem Börsengang rund 64 Millionen Euro einzufahren. Das Unternehmen braucht das Geld, um die Markteinführung seines Medikaments Icatibant zu finanzieren. Das Mittel soll gegen das so genannte Angio-Ödem helfen, eine seltene Erbkrankheit, die Hände und Füße schmerzhaft anschwellen lässt. Jerini-Chef Jens Schneider-Mergener will das Medikament 2007 auf den Markt bringen.

Dass Börsengänge von Biotechnologie-Unternehmen momentan eher schwierig sind, weiß auch Thomas Brenning von der Investmentbank Helaba Trust. „Risikopapiere von verlustreichen Unternehmen sind an der Börse zurzeit nicht gut gelitten“, sagte der Analyst. Das hat auch die Paion AG zu spüren bekommen. Die Aktie des Aachener Biotech-Unternehmens steht trotz eines allgemeinen Börsen-Hochs im Sommer noch immer auf dem Niveau des Ausgabekurses vom Februar.

Ähnliches erwarten die Aktienhändler auch für das Jerini-Papier. „Der Ausgabepreis sollte sich eine Zeit lang halten können“, schätzte DKM-Sprecher Weber. Nach den schwachen Börsengängen der vergangenen Wochen wäre das schon ein kleiner Erfolg. „Langfristig“, sagte Weber, „könnte der Preis sogar auf fünf bis sechs Euro steigen.“

Stefan Kaiser

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