zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Jerry Bruckheimer im Gespräch: "Hollywood ging es in Rezessionen immer gut"

Jerry Bruckheimer (56) ist einer der erfolgreichsten Hollywood-Produzenten. Er hat unter anderem die Kinofilme Top Gun, Flashdance, Beverly Hills Cop, und Armageddon produziert.

Jerry Bruckheimer (56) ist einer der erfolgreichsten Hollywood-Produzenten. Er hat unter anderem die Kinofilme Top Gun, Flashdance, Beverly Hills Cop, und Armageddon produziert. Mit seinem Partner Don Simpson, der 1995 an einer Überdosis Drogen starb, hat er den Mainstream-Action-Film wiedererfunden. Alle Bruckheimer-Produktionen zusammen haben inklusive Video- und Soundtrack-Verkäufen weltweit über vier Milliarden Dollar erwirtschaftet. Heute kommt sein neuer Film Pearl Harbor in die deutschen Kinos. In den USA hat er am ersten Wochenende bereits 60 Millionen Dollar eingespielt.

Herr Bruckheimer, Pearl Harbor hat 135 Millionen Dollar gekostet. Wie ging es Ihnen, als der Film in den USA in die Kinos kam?

Das war so, als bekäme man ein Kind. Du bist aufgeregt, und du hoffst, dass das Kind gesund ist, und dass es stark sein wird. Anstatt ins Krankenhaus zu fahren, bin ich ins Kino in Los Angeles gegangen. Ich wollte sehen, wie die Leute reagieren.

Überkommt einen nicht in der letzten Sekunde Angst und man zweifelt plötzlich an seiner Intuition?

Klar, ich bin immer nervös. Man hat zwar ein paar Indikatoren dafür, wie das Publikum reagiert - man zeigt den Film in verschiedenen Stadien einem Testpublikum - aber natürlich ist man trotzdem nie sicher.

Disney wollte, dass Sie 25 Prozent vom ursprünglichen Budget einsparen. Wo haben Sie Abstriche gemacht?

Das hat Disney in einem sehr frühen Stadium der Produktion gefordert. Sie wollten, dass wir das Drehbuch verkürzen, denn wir haben an einer sehr, sehr langen Version gearbeitet. Und das kostet natürlich. Also haben wir zuerst am Drehbuch gekürzt...

jetzt dauert der Film nur noch drei Stunden.

Als durch die Kürzungen immer noch nicht genug Geld eingespart war, haben Michael (Bay, der Regisseur, A.d.R.) und ich Teile unserer Bezahlung gegen eine höhere Beteiligung am Umsatz des Filmes getauscht...

sie haben beide auf fünf Millionen Dollar verzichtet ...

und auch die Schauspieler haben weniger Geld bekommen, als ihnen eigentlich zugestanden hätte, ...

Ben Affleck und Cuba Gooding Jr. haben statt der vereinbarten zehn Millionen Dollar Gage für 250 000 Dollar gearbeitet ...

dafür sind sie nun ebenfalls mit einem größeren Anteil am Profit des Filmes beteiligt. Und dann haben wir natürlich versucht, die Kosten für Miete und Ausstattung zu senken und weniger kostspielige Einstellungen zu drehen. Aber ich bin sehr froh, dass ich den Kampf um die letzte, sehr teure Szene gewonnen habe, die Bombadierung Tokios durch die Amerikaner. Der Film durfte nicht mit einem "downer" enden wie Titanic. Amerika musste diesen Kampf gewinnen. Ich glaube, die Zuschauer brauchten dieses Mal ein Happy End.

Sie haben Disney garantiert, sollten Sie das Budget überziehen, es selbst zu bezahlen. Wie viel Risiko wären Sie noch eingegangen?

Ich glaube, wenn man von einem Film überzeugt ist, dann muss man ihn machen, ohne "wenn" und "aber".

Hat sich die schlechte wirtschaftliche Lage in Amerika auf die Finanzierung von Pearl Harbor ausgewirkt?

Ach wissen Sie, Kino ist immer noch ein relativ billiges Vergnügen. Acht Dollar. Wenn man in der Geschichte von Hollywood zurückgeht, dann stiegen die Umsätze dort immer am meisten in Zeiten einer Rezession. Weil die Leute in solchen Phasen weniger in den Urlaub fahren und sich eher zu Hause vergnügen. Anstatt zum Skifahren zu fahren, gehen sie lieber ein Mal mehr ins Kino.

Pearl Harbor, ein sehr patriotischer Film, soll, ähnlich wie schon Top Gun, von den U.S. Marines mitfinanziert worden sein.

Nein, das stimmt nicht. Wir haben sie bezahlt, nicht sie uns. Dafür, dass wir ihre Schiffe und ihre Flugzeuge benutzen durften. Aber wir haben natürlich mit ihnen kooperiert, und in dem Sinne könnte man sagen, sie haben uns unterstützt. Sie haben uns erlaubt, dass wir in Pearl Harbor drehen durften.

Ihre Eltern sind aus Deutschland. Haben Sie schon mal daran gedacht, in Deutschland einen Film zu machen?

Das würde ich liebend gerne. Wenn ich eine gute Idee für eine Geschichte hätte. Aber ich lebe nun mal nicht in Deutschland, ich weiß nicht, was die Leute hier interessiert, ich fühle nicht, welche Geschichten hier in der Luft liegen.

Mit der deutschen Filmindustrie sieht es schlecht aus. Es werden so gut wie keine Filme für den internationalen Markt produziert. Woran liegt das?

Der Hauptgrund ist wohl, dass es in Deutschland nicht genügend Geld für den Film gibt. Nicht, dass das Geld nicht vorhanden wäre. Dass Geld da ist, sieht man ja an der Deutschen Börse und am New Economy-Markt. Dort sind ja Milliarden reingeflossen. Aber das Film-Geschäft ist ein sehr riskantes Geschäft. Clevere Leute halten sich lieber fern davon und stecken ihr Geld in Geschäfte, die ein bisschen rationaler sind. Aber wir Amerikaner sind Spieler. Und so investieren wir unser Geld auch im Film-Geschäft. Filme sind das zweitgrößte Export-Gut der USA. Aber so etwas aufzubauen dauert natürlich Jahrzehnte. Dabei gibt es gute Leute in Deutschland.

Franka Potente.

Wer ist das?

Eine deutsche Schauspielerin, die gerade mit Johny Depp in Hollywood gedreht hat.

Aha.

Wie hat sich Hollywood durch die beiden Großfusionen zwischen der Internetfirma AOL und Time Warner und Disney und der Fernsehgesellschaft ABC verändert?

Es hat sich sehr stark verändert. Diese neu entstandenen Firmen haben eine enorme Reichweite und eine enorme Macht. Hollywood hat sich dadurch quasi vergrößert. Es ist nun ein Teil von einem viel größeren Markt. Filme, Internet und Fernsehen gehören nun zusammen. Die Kinoauswertung ist nur noch ein kleiner Teil des Kinogeschäftes. Die alten Hollywood-Empires werden zwar im Verhältnis kleiner, aber sie nutzen die vielen neuen Märkte und Vermarktungsmöglichkeiten, die sich durch diese neuen Bereiche eröffnen. Davon profitiert natürlich auch Pearl Harbor.

Wieviel muss Pearl Harbor einspielen, um ein Erfolg zu werden?

In Amerika müssen es etwa 150 Millionen Dollar sein. Um der erfolgreichte Film der Geschichte zu werden, muss er die 1,25 Milliarden Dollar von Titanic übertreffen. Das wird er wohl leider nicht schaffen.

Herr Bruckheimer[Pearl Harbor hat 135 Millionen D]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false