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Wirtschaft: Jetzt hofft Wolfsburg auf den Scirocco

Zwei neue Coupés geplant/Kleiner Geländewagen auf Golf-Basis wird bei der VW-Tochter Auto 5000 gebaut

Berlin - Nachdem Wolfsburg den Zuschlag für den Bau des neuen VW-Geländewagens Marrakesch erhalten hat, hoffen die Arbeitnehmervertreter auf weitere Modellentscheidungen für deutsche Fabriken. Die IG Metall sprach von einem „besonderen Erfolg, dass für die Standorte Wolfsburg und Emden jeweils die Fertigung eines weiteren Fahrzeugs vereinbart werden konnte“. Deutlich zurückhaltender formuliert das der Konzern: „Das Erreichen der Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs ist Voraussetzung für die Fertigung eines weiteren Modells in Emden.“ Und bevor im Stammwerk Wolfsburg ein weiteres Auto gebaut wird, sei dort „die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern“, heißt es in einer Presseerklärung von VW. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard sagte, „all die Leute, die glauben, dass damit alle Probleme von VW gelöst sind, denen muss ich sagen, dass dem nicht so ist. Das ist ein erster Schritt auf einem langen Weg, den wir noch vor uns haben.“

Die VW-Leitung hatte sich am späten Montagabend mit dem Betriebsrat und der IG Metall darauf geeinigt, den kompakten Geländewagen Marrakesch, der 2007 auf den Markt kommt, in Wolfsburg zu bauen. Bernhard hatte einige Wochen zuvor eine Vorentscheidung für Portugal getroffen, da die Produktionskosten dort 1000 Euro je Auto unter Wolfsburger Niveau lägen. Allerdings hatte Bernhard der Arbeitnehmerseite bis zum 26. September Zeit gegeben, den Kostennachteil zumindest um 850 Euro aufzuholen. Das wird nun offenbar dadurch erreicht, dass der Marrakesch in der Auto 5000 GmbH gebaut wird, die ebenfalls am VW-Stammsitz in Wolfsburg ansässig ist. Auto 5000 war im Jahr 2001 gegründet worden, um im Rahmen eines neuen Arbeits- und Entlohnungsmodells den Minivan Touran herzustellen. Nach Angaben von VW liegen die Produktionskosten in der Auto 5000 GmbH um rund ein Fünftel unter dem VW-Haustarif, nach dem fast alle rund 100000 Mitarbeiter in den sechs westdeutschen VW-Werken bezahlt werden. Ein Großteil der Einsparungen für den Marrakesch ergibt sich daraus, dass die vorhandenen Anlagen in der Touran-Fertigung genutzt werden können.

Damit die gegenwärtig rund 3700 Beschäftigten in der Auto 5000 GmbH neben dem Touran auch den Marrakesch produzieren können, bekommen sie Verstärkung von ehemaligen VW-Azubis der Abschlussjahrgänge 2006 und 2007. Etwa 1000 junge Leute sollen auf diesem Weg in die Auto 5000 GmbH rutschen und sich an der Montage von jährlich 50000 bis 100000 Marrakesch beteiligen. Die Beschäftigungsprobleme in Wolfsburg, wo rund 50000 Personen für VW arbeiten, sind damit nicht gelöst. Konzernchef Bernd Pischetsrieder hatte vor drei Wochen auf einer Betriebsversammlung gesagt, das Unternehmen habe an den deutschen Standorten, „insbesondere in Wolfsburg, einen Personalüberhang in einer Größenordnung von mehreren tausend Mitarbeitern“. VW wolle mit einer Ausweitung der Altersteilzeit und individuellen Aufhebungsverträgen den Personalstand reduzieren, hatte Pischetsrieder angekündigt.

Bei den für Emden und Wolfsburg zusätzlich möglichen Modellen handelt es sich um ein größeres und ein kleineres Coupé. Auf der Basis des Passat, der in Emden gebaut wird, könnte dort auch ein Limousinen-Coupé mit fünf Türen gebaut werden. Für Wolfsburg, auf der Basis des dort produzierten Golf, bietet sich der neue Scirocco an. Das Sportcoupé unter diesem Namen hatte VW bereits zwischen 1974 und 1992 im Programm. Insgesamt verkaufte VW knapp 800000 Scirocco. Das Auto, vom Golf-Designer Giorgio Giurgiaro entworfen, wurde allerdings nicht in Wolfsburg, sondern bei Karmann in Osnabrück gebaut.

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