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Wirtschaft: Jetzt ist es amtlich: Der Euro ist kein Teuro

Die neue Währung hat die Preise kaum in die Höhe getrieben, schreibt die Bundesbank – und hofft auf ein besseres Image des Geldes

Frankfurt/Main (ro). Der Euro war und ist nach Meinung der Bundesbank kein Teuro. Allenfalls bei „einzelnen Produkten" gibt es nach Ansicht der Notenbanker zwei Jahre nach der Einführung des neuen Geldes noch „Anzeichen" für Preiserhöhungen, die mit der Einführung des Euro zusammenhängen. Dort wo es im Januar 2002 deutliche Preissprünge gegeben habe, etwa beim Kino oder Gaststätten-Besuch, hätten sich die „Preisübertreibungen" zurückgebildet. Insgesamt haben sich die Preisstrukturen weitgehend normalisiert, schreiben die Bundesbanker im Monatsbericht Januar. „Auch angesichts der niedrigen Teuerungsraten dürfte sich die allgemeine Wertschätzung der neuen Währung zunehmend verbessern." 2003 waren die Verbraucherpreise in Deutschland nur um 1,1 Prozent gestiegen.

Die Bundesbank hatte schon kurz nach der aufgeregten Teuro-Debatte im Nachklang der Einführung des neuen Bargeldes im Januar 2002 mit Nachdruck darauf verwiesen, dass allenfalls 0,3 Prozentpunkte der damaligen Preissteigerungsrate von 2,1 Prozent dem Euro zugerechnet werden könnten. Der überwiegende Teil des Anstiegs sei höheren Steuern und dem kalten Winter, der damals die Preise für Obst und Gemüse in die Höhe getrieben hatte, anzukreiden.

Allenfalls in Bezug auf Dienstleistungen, etwa bei Friseuren, Kinos oder Reinigungen, räumte die Bundesbank deutliche Aufschläge zwischen zwei und 2,5 Prozent ein. So kostet der Besuch im Kino seit Januar 2002 in der Regel zwischen sechs bis sieben Euro und hat sich im Vergleich zu DM-Zeiten deutlich verteuert.

Insgesamt habe sich die Situation jedoch entspannt, behaupten die Bundesbanker. Die Preisübertreibungen seien abgebaut. In den zwei Jahren nach der Einführung des Euro seien auch die Preise bei Reinigungen und Friseuren stabil geblieben und lägen damit wieder im langjährigen Trend. Auch bei Gaststätten und Kinos sei die Entwicklung moderat gewesen, „aber eine gewisse Preiserhöhung besteht weiter", räumen die Währungshüter ein. Kinobetreibern und Gastwirten sind ihre Euro-Preisaufschläge allerdings nicht gut bekommen: Nach deutlichen Umsatzeinbußen 2002 liefen ihre Geschäfte im vergangenen Jahr noch schlechter. 2003 gab es weitere, teilweise zweistellige Rückgänge.

Insgesamt hat der Euro die Verbraucher in ihrem Ausgabeverhalten vorsichtiger gemacht, glauben die Bundesbanker. Obwohl es dafür insgesamt zumindest mit Blick auf die generell niedrigeren Teuerungsraten der letzten beiden Jahren keinen Grund gibt.

Verbraucher empfinden anders

Immer noch beklagen die Bundesbanker eine Diskrepanz zwischen individuellem Preisempfinden und realer Inflation. Zum einen werde einzelnen Preisanhebungen zu viel Gewicht beigemessen: Ein Friseurbesuch etwa betreffe nur ein Prozent aller monatlichen Ausgaben. Dagegen wird viel wichtigeren Ausgaben, die sich durch den Euro nicht verteuert hätten, wie etwa der Miete, viel zu wenig Bedeutung beigemessen. „Und wenn die Verbraucher in DM zurückrechnen, geschieht das zu Ungunsten des Euro. Weil nach der Faustregel ein zu zwei umgerechnet wird und nicht nach der tatsächlichen Umrechnungsvorgabe ein Euro gleich 1,95583 DM.“ Allerdings hätten auch die Verbraucher inzwischen ihren Frieden mit dem Euro gemacht, glauben die Bundesbanker. „Die Bundesbürger haben sich zwei Jahre nach der Euro-Bargeldeinführung besser an die Handhabung des Euro gewöhnt und rechnen nicht mehr so häufig in DM zurück", schreiben die Notenbanker.

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