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Josef Ackermann: Der Staat soll sich nach der Krise aus dem Bankensektor zurückziehen

Josef Ackermann hat in seiner Funktion als Chef des Weltbankenverbandes IIF an den Präsidenten der Vereinigten Staaten geschrieben. Ackermann fordert, dass sich der Staat nach Überwindung der Krise so schnell wie möglich wieder aus dem Bankensektor zurückzieht - nicht nur in den USA.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat kurz vor dem Weltfinanzgipfel in einem Brief an US-Präsident George W. Bush vor einem zu langen Engagement des Staates im Bankensektor gewarnt. "Hilfspakete dürfen nicht die Grundlage für eine dauerhaft größere Rolle des öffentlichen Sektors im internationalen Finanzsystem sein", schrieb Ackermann in seiner Rolle als Chef des Weltbankenverbandes IIF.

Staat muss eine Ausstiegsstrategie haben

Der am Dienstag im Internet veröffentlichte Brief ist an Bush und Vertreter der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) gerichtet, die am Samstag in Washington über die Konsequenzen aus der weltweiten Finanzkrise beraten wollen. Die Maßnahmen der Politik seien notwendig gewesen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern. Sobald Finanzinstitutionen und die Märkte aber wieder normal funktionierten, müsse es Ausstiegsstrategien für den Staat geben, schrieb Ackermann.

Rund um den Globus hatten Staaten zahlreiche angeschlagene Banken übernommen. In Deutschland hatte die Bundesregierung ein Paket über 500 Milliarden Euro geschnürt, mit dem Kredite abgesichert und bedrohte Banken zum Teil verstaatlicht werden können. Die jüngste Krise dürfe nicht davon ablenken, welche Vorteile offene Märkte und internationale Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten für die Industrienationen wie auch für hunderte Millionen Menschen in Entwicklungsländern gehabt hätten. Freier Handel und Kapitalfluss hätten viel zum Reichtum der Welt in den vergangenen 60 Jahren beigetragen.

IWF soll gestärkt werden

Der Bankenverband forderte auch eine Stärkung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die jüngste Entwicklung habe gezeigt, dass mehr Hilfen notwendig sein könnten als der Währungsfonds an Geld zur Verfügung habe. Der Fonds solle deshalb Länder mit größeren Reserven auffordern, ihm Mittel zur Verfügung zu stellen. Namentlich als Beispiele wurden in dem Brief Japan, China und alle großen Ölexporteure genannt.

In dem Schreiben forderte Ackermann zugleich, die Schwellenländer müssten eine stärkere Stimme und Vertretung in internationalen Institutionen erhalten. Er schlug vor, die aus Industrieländern bestehende G7 um wichtige Länder aus den aufstrebenden Ländern zu erweitern, auch könne die deutlich mehr Staaten umfassende G20-Plattform stärker in die internationale Wirtschaftspolitik einbezogen werden.

Das "Handelsblatt" schrieb in seiner Montagsausgabe, der Verband wolle verhindern, dass im Schatten der Bankenkrise künftig eine Überregulierung der Banken stattfinde. "Eine Weltinstitution zur Überwachung der Banken ist illusorisch", sagte ein namentlich nicht genannter Bankmanager dem Blatt. Laut Zeitung findet das Papier in Berliner Regierungskreisen größtenteils Zustimmung. Der Wunsch des Verbandes, den Staatseinfluss im Finanzsektor möglichst schnell wieder zurückzudrängen, liege auch im Interesse der Politik. (sg/dpa)

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