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Ein Banker muss sagen, was ein Banker sagen muss. Josef Ackermann verteidigte auf der Hauptversammlung seine umstrittenen Aussagen über die Bonität Griechenlands.

© ddp

Josef Ackermann: Lob der schwäbischen Hausfrau

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann übt auf der Hauptversammlung in der Frankfurter Festhalle vor rund 5000 Aktionären Selbstkritik. Aber zu viel Regulierung passt ihm auch nicht

Frankfurt am Main - Zu wenig Eigenkapital und Liquidität, zu viel Risiko und zu wenig Transparenz: So sprach am Donnerstag nicht etwa ein auf Krawall gebürsteter Kritiker über die Deutsche Bank, sondern der Chef selbst. Josef Ackermann nutzte die Hauptversammlung in der Frankfurter Festhalle vor rund 5000 Aktionären auch, um Kritik am eigenen Institut und der Branche zu üben. Er räumte einen allgemeinen Ansehensverlust ein und gab zu, dass wohl nicht jedes Produkt, das Banken in der Vergangenheit angeboten hätten, nützlich gewesen sei.

Deshalb wolle sich die Deutsche Bank aber auch konstruktiv an der Lösung der Finanzkrise und an der Erneuerung des Weltfinanzsystems beteiligen. Ackermann verwies auf von der Bank vorgelegte Reformvorschläge, auf die Beteiligung an der Rettung der Hypo Real Estate und auf das Engagement zur Lösung der Griechenlandkrise. „Diese Anstrengungen werden nicht immer honoriert, manchmal sogar diskreditiert, aber das darf uns nicht beirren“, erklärte er.

Das Finanzsystem müsse stabiler werden, sagte Ackermann, warnte aber vor überzogener Regulierung. „Wer Banken und Märkte in ihrer Leistungsfähigkeit zu stark einschränkt, trifft am Ende Wirtschaft und Gesellschaft.“ Er kritisierte zugleich die Verurteilung der Spekulanten. Nicht die Banken seien schuld an der Krise, sondern die Verschuldungsmentalität in Teilen der Gesellschaft. Der Wirtschaft täte es gut, ein bisschen mehr „schwäbische Hausfrau“ zu sein. Deren Tugenden beschwört auch Bundeskanzlerin Angela Merkel gern.

Kritik musste sich der Deutsche- Bank-Chef wegen seiner Äußerungen zur Griechenland- und Eurokrise gefallen lassen. Mit seinen zum Teil undiplomatischen Äußerungen habe er die geschäftlichen Erfolge der Bank überdeckt, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Blick auf das Auftreten des Bankers in Talkshows, wo der Deutsche-Bank-Chef die Bonität Griechenlands angezweifelt und damit Entrüstung ausgelöst hatte. „Ein richtiger Banker spricht das, was er für richtig hält“, wies Ackermann die Vorwürfe zurück und erklärte: „Die großen Anleger brauchen keine Talkshows, um sich eine Meinung zu bilden, die kleinen sehr wohl.“ Der Vertreter der DSW kritisierte zudem, dass die Deutsche Bank in hohem Maß vom Investmentbanking abhängig sei. „Das erinnert ein wenig an Roulette“, sagte Nieding.

Erstmalig bezifferte die Deutsche Bank auf der Hauptversammlung ihr Engagement in den Krisenländern Europas. Demnach schuldet Italien dem Geldhaus 3,2 Milliarden Euro, Griechenland hat Verbindlichkeiten von 500 Millionen Euro und Irland von 200 Millionen Euro, wie Ackermann erläuterte. Darin nicht enthalten sind Kredite an Banken oder Firmen der Länder. Gegenüber Spanien und Portugal habe die Deutsche Bank unter dem Strich gar keine Forderungen.

Zu den Aussichten der Deutschen Bank im laufenden Jahr machte Ackermann keine konkreten Angaben. Dazu sei das wirtschaftliche Umfeld noch von zu viel Unsicherheit geprägt. Das erste Quartal habe aber gezeigt, dass die Deutsche Bank gut aufgestellt sei. Von Januar bis März hatte das Institut einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro vor Steuern erzielt, 54 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Ackermann nannte allerdings ein Ziel für 2011: Dann will die Deutsche Bank einen Gewinn vor Steuern von zehn Milliarden Euro erzielen. Das wäre fast doppelt so viel wie im Geschäftsjahr 2009.

Die Aktionäre genehmigten am Donnerstag auch das neue, an längerfristige Erfolge geknüpfte System zur Vergütung des Vorstands, das bereits für das Geschäftsjahr 2009 gilt und bei dem der Bonus auch gestrichen werden kann, wenn die Bank Verluste macht.

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