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Rund 3000 Schulabgänger "verschwinden" jährlich ohne Ausbildung im städtischen Alltag.

© Kitty Kleist-Heinrich

Jugendberufsagentur: Keiner soll verloren gehen

Die Berliner Jugendberufsagentur startet 2015 in vier Bezirken. Für das Coaching von Schülern steht ein Millionenbetrag bereit. Da lobt sogar die Opposition.

Tausende Berliner landen nach der Schule in keiner Ausbildung und bilden später die Masse der Arbeitslosen. Damit soll es jetzt vorbei sein: Die Senatsverwaltungen für Bildung und Arbeit haben am Mittwoch zusammen mit der Arbeitsagentur, den Bezirken und Sozialpartnern die Eckpunkte der geplanten Jugendberufsagentur vorgestellt. Sie soll künftig in jedem Bezirk als Anlaufstelle rund um die Berufsfindung dienen, damit Jugendliche ihr Leben nicht auf Hartz IV oder ungelernte Arbeiten ausrichten.

Auch an Gymnasien sollen Lehrer für die Berufsberatung frei gestellt werden

Konkret geht es darum, frühzeitig den Kontakt zu den Jugendlichen aufzubauen. Spätestens ab der 9. Klasse sollen die Schüler von Berufsberatern der Arbeitsagenturen „gecoacht“ werden, damit ihnen später die Berufswahl leichter fällt. Um diesen Einsatz der Berufsberater zu koordinieren, wird an jeder Sekundarschule und an jedem Gymnasium ein Lehrer von sechs Unterrichtsstunden befreit. Nicht ohne Stolz berichtete Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), es sei ihr gelungen, die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstellen vom Finanzsenator zugesagt zu bekommen.

Insgesamt werden rund vier Millionen Euro pro Jahr veranschlagt, um das Konzept der Jugendberufsagentur umzusetzen. Der Grundgedanke besteht – neben dem Coaching an den Schulen – darin, bereits vorhandene Angebote und Strukturen in jedem Bezirk in einem Gebäude zu bündeln. Dort sollen dann nicht nur Vertreter der Arbeitsagentur und des Jobcenters für die Ratsuchenden da sein, sondern auch die Jugendhilfe bis hin zur Drogenberatung, damit die Betroffenen nicht weggeschickt werden müssen.

Marzahn-Hellersdorf hat vorgemacht, wie es funktionieren kann

In einigen Bezirken sind die Ansätze einer gebündelten Hilfe für Jugendliche nach der Schule schon vorhanden: Insbesondere Marzahn-Hellersdorf gilt als Vorreiter. Auch Tempelhof-Schöneberg verfügt bereits über „Jugendberatungshäuser“, um die Schulabsolventen oder den Schulabbrechern Perspektiven aufzuzeigen. Dem Vernehmen nach werden diese beiden Bezirke auch zu den vier Bezirken gehören, die bereits ab 2015 Modell-Jugendberufsagenturen eröffnen. Daneben sind Spandau und Mitte im Gespräch.

„Die Jugendberufsagentur kommt zur rechten Zeit. Jeder Jugendliche in Berlin wird beraten, um ihm den besten Weg zu einer Ausbildung oder einem Studium zu ebnen“, lobte Jan Eder, IHK-Hauptgeschäftsführer, das Vorhaben des Senats. Auch Stefanie Remlinger von den Grünen sagte, sie sei „positiv überrascht“ von den Bedingungen, die Scheeres ausgehandelt habe.

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