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Jugendstudie: Auf dem Weg in die Altersarmut

Deutsche Jugendliche kümmern sich viel zu wenig um ihre Altersvorsorge. Das belegt eine Studie, die heute vorgestellt wurde.

Berlin – Die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen steuern ungewollt auf eine Altersarmut zu, da sie nicht ausreichend für das Alter vorsorgen. Das geht aus der Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen – Herausforderung oder Überforderung?“ hervor, die Metall-Rente, das Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie, am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. TNS Infratest Sozialforschung befragte für die Untersuchung 2500 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 27 Jahren.

Viele Jugendlichen seien sich der Notwendigkeit vorzusorgen bewusst, erklärte der Studienleiter und Jugendforscher Klaus Hurrelmann: „Sie sind zur Zukunftssicherung bereit, verstehen aber die komplizierte Regelung nicht.“ Die weitreichende Rentenreform mit mehr Eigenbeteiligung erreiche sie nicht, obwohl es gerade für sie so wichtig sei. „Diese Überforderung führt oftmals zu Entscheidungsverweigerung, und das, obwohl die Motivation ja eigentlich da ist“, sagte der Geschäftsführer von Metall-Rente, Heribert Karch.

Mehr als die Hälfte der Befragten gab zwar an, ein sehr gutes oder gutes Wissen über die Alterversorgung zu haben, doch faktisch sei es ganz anders. „Nur ein Drittel weiß etwa, was eine Riesterrente oder eine betriebliche Rente ist“, machte Karch deutlich. Tatsächlich erklären könnten sie noch wesentlich weniger. Nicht einmal die Hälfte der Jugendlichen, die bereits eine betriebliche Altersversorgung haben, trauten sich zu, diese zu erklären.

In Zahlen ausgedrückt sorgen die Befragten folgendermaßen vor: 32 Prozent aller Befragten haben einen Bausparvertrag, 28 Prozent einen Riestervertrag, 20 Prozent eine private Rentenversicherung und 17 Prozent eine betriebliche Altersvorsorge. Das seien aber zu wenige. Bis die jungen Menschen in Rente gehen, wird der Anteil der gesetzlichen Altersvorsorge noch stark sinken und die Lücke größer zwischen dem, was benötigt wird, und dem, was sie tatsächlich erhalten.

Karch bereitet aber nicht nur das Ob, sondern auch das Wie Sorge. Die Erfahrungen des Versorgungwerkes Metall- Rente zeigten, dass die tatsächliche Alterssicherung sehr mangelhaft ausfalle. „Wenn vorgesorgt wird, dann sind die Beiträge, die eingezahlt werden, zu niedrig, die Vorsorge oft zu statisch und die Jugendlichen beginnen zu spät.“ Die Jugend sei somit die Hauptrisikogruppe des demografischen Wandels, sagt Karch.

Hurrelmann fordert ein Umdenken bei der Bildungspolitik. Wirtschaft und Finanzen spiele in Schulen kaum eine Rolle. Der jungen Generation fehlten die Ansprechpartner. Viele Lehrer könnten nicht erklären, wie etwa die Finanzkrise zustande kam oder wie die Altersvorsorge funktioniere. Das Fach ökonomische Bildung sollte deshalb in Schulen eingeführt werden. Außerdem wünsche er sich einen Automatismus bei der Umsetzung, so dass Jugendliche nicht von sich aus aktiv werden müssen. „Für die Nutzer – für die Arbeitgeber wie Arbeitnehmer – muss das System einfacher werden“, ergänzte Karch. Svenja Markert

Svenja Markert

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