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Wirtschaft: Jungunternehmer prüfen Politiker

BONN .Als Interessenvertreter der jungen Unternehmer und Handwerker hätten Rüdiger Latzig und Peter Rausch es gerne vermieden, im Lager der konservativen Koalition gesichtet zu werden.

BONN .Als Interessenvertreter der jungen Unternehmer und Handwerker hätten Rüdiger Latzig und Peter Rausch es gerne vermieden, im Lager der konservativen Koalition gesichtet zu werden.Eine Wahlempfehlung wollen sie ihren Mitgliedern nicht geben.Was sie nach ihrem Gespräch mit dem Bundeskanzler am Donnerstag abend zu verkünden haben, läßt freilich keinen Zweifel daran, daß Helmut Kohl sie überzeugt hat - falls es dieser Überzeugung bedurfte.Eineinhalb Stunden hörte er sich die Sorgen und Nöte der Juniorchefs an und versicherte, "daß die Bundesregierung auch in Zukunft der verläßliche Partner von Mittelstand und Handwerk" bleibe.

Daß Gerhard Schröder Gleiches verspricht, führt die beiden Jung-Lobbyisten nicht in Versuchung.Die "nette Absichtserklärung" des Kandidaten vom Wochenanfang sei vom Rest der SPD nicht abgesegnet, sagt Latzig, an seinen mittelstandspolitischen Knochen noch "zu wenig Fleisch".Die jungen Unternehmer und Handwerker hören die Versprechen der Opposition, aber es fehlt ihnen der Glaube, daß sie auch eingehalten werden.Daß es sich dabei um "Lippenbekenntnisse" handelt, wie Kohl ihnen versichert, halten sie für wahrscheinlicher.Trotzdem werde man sich im Sommer auch mit Schröder zusammensetzen.

Dann wird man ihm vortragen, was die junge Unternehmerschaft von einer SPD-geführten Regierung erwartet.Beispielsweise, daß mühsam errungene Wettbewerbsvorteile wie die Einschränkung der Lohnfortzahlung und des Kündigungsschutzes oder die Rentenreform nicht wieder aufs Spiel gesetzt würden.Sicher nehmen auch die Wirtschaftsjunioren nicht alles für bare Münze, was die Koalition als Verdienst für sich in Anspruch nimmt.Da ist etwa das Ärgernis mit der Erbschaftssteuer, von der Fraktionschef Wolfgang Schäuble in diesen Tagen behauptet, die Koalition habe "die Übetragung von Betrieben im Erbschaftsfall erleichtert" und damit besonders dem Mitelstand einen Gefallen getan.Davon, sagt Peter Rausch, könne nun wirklich keine Rede sein, im Gegenteil: früher gingen Betriebsgrundstücke zum Einheitswert an die nächste Generation, heute zum Verkehrswert, der ein Vielfaches betragen kann.Aufgrund der steigenden Belastung werde die Betriebsübergabe immer weiter hinausgeschoben.Der "worst case" sei für viele angehenden Unternehmer, daß der Inhaber unvorbereitet sterbe.Die Erbschaftssteuer könne dann oft nur durch die Liquidation des Betriebes aufgebracht werden.Auch sonst, räumen die Jung-Unternehmer ein, habe die Koalition nicht alles gehalten, was sie in der Vergangenheit versprochen habe, die Sozialbeiträge etwa seien gestiegen statt gesunken.Aber sie erkennen den guten Willen der Regierung an, die im Arbeits- und Sozialrecht "Zeichen gesetzt haben".Viel bleibe freilich zu tun, sagt Rüdiger Latzig, das habe man auch dem Kanzler gesagt.

WEI

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