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Gunst der Stunde. Adrian von Hammerstein vor der Frankfurter Börse. Foto: ddp

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Wirtschaft: Kabel Deutschland kommt an

Berlin/München - Adrian von Hammerstein jubelt. „Es ist sehr gut gelaufen, wir haben den Weg frei gemacht für nachfolgende Börsengänge“, sagte der Vorstandschef von Kabel Deutschland am Montag dem Tagesspiegel.

Berlin/München - Adrian von Hammerstein jubelt. „Es ist sehr gut gelaufen, wir haben den Weg frei gemacht für nachfolgende Börsengänge“, sagte der Vorstandschef von Kabel Deutschland am Montag dem Tagesspiegel. „Das ist ein gutes Zeichen für den Kapitalmarkt und die deutsche Wirtschaft.“

Mit 22,50 Euro wurden die Aktien von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber am Donnerstagmorgen auf dem Tableau der Frankfurter Börse erstmals notiert; sie schlossen bei 22,24 Euro. Für 22 Euro hatten 38 Prozent der Anteile zuvor den Besitzer gewechselt. Eingestiegen waren vor allem institutionelle Anleger. Kabel Deutschland ist die erste größere Neuemission seit über zwei Jahren und könnte den Weg für andere Kandidaten bereiten.

Doch nicht alle werteten den Auftritt als gelungen. „So richtig erfolgreich ist das nicht“, warnte Aktionärsschützer Klaus Schneider, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Knapp über Ausgabekurs liege das Papier nur, und es sei dabei vermutlich von den Emissionsbanken unterstützt worden. In der Tat schwankte die Aktie am ersten Handelstag zwischen 22,10 und 22,82 Euro eher am unteren Ende der Spanne.

Börsianer sehen darin zumindest einen Achtungserfolg. Andere Neuemissionen an Europas Börsen hätten zuletzt schon am ersten Ausgabetag an Wert verloren oder es gar nicht aufs Parkett geschafft, sagte Analyst Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck. Er erinnert damit an die Deutsche Bahn, die ihre Börsenpläne ganz abblies, oder Hochtief Concessions, deren Börsengang Ende 2009 abgesagt wurde. Um nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden, musste Kabel Deutschland schon im Vorfeld Verzicht üben. Die Spanne für den Ausgabekurs hatte Mehrheitsaktionär und US-Finanzinvestor Providence zwischen 21,50 und 25,50 Euro festgelegt. Nur nahe am unteren Ende konnten genügend Anleger begeistert werden. „Das war eine mutige Entscheidung“, urteilte Philipp Meier-Scherling, der bei der Deutschen Bank für Börsengänge zuständige Experte. Das Ergebnis zeige, dass der Markt gute Unternehmen sehen wolle und bereit sei, sie zu unterstützen. Die Deutsche Bank hatte Kabel Deutschland an die Börse begleitet.

Bis Ostern wollen noch die Modekette Tom Tailor (am 26. März), der Chemikalienhändler Brenntag (am 29. März) und der chinesische Armaturenhersteller Joyou den Sprung an die Börse wagen. Joyou teilte am Montag mit, die Erstnotiz sei für den 30. März geplant. Der in China führende Spezialhersteller von Armaturen und anderen Sanitärprodukten will im Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden. Bis Ende Juni will auch der Lebensmittelkonzern von Milliardär Theo Müller und Heiner Kamps über einen Börsengang entscheiden. Auch in Berlin zeigen Unternehmen wieder Interesse an einem Gang an den Kapitalmarkt. So ist die 1999 gegründete JPK Instruments AG, ein weltweit führender Spezialist für Nanoanalystik-Instrumente, „für den Börsengang bereit“, wie Gründer Frank Pelzer dem Tagesspiegel sagte. Voraussetzung sei, dass sich nach dem KDG-Börsengang ein „Börsenfenster öffnet“. JPK hat keine Eile. „Wir wollen bis 2012/13 an der Börse sein“, sagte Pelzer. JPK erwartet 2010 einen Umsatz von gut elf Millionen Euro und beschäftigt 65 Mitarbeiter in Berlin sowie in Vertriebsgesellschaften in Großbritannien, Singapur und Japan.

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