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Wirtschaft: Kabel Deutschland plant TV total

Bundeskartellamt entscheidet, ob Marktführer Konkurrenten kaufen darf

München – Die Weichen für die Zukunft des deutschen Kabelfernsehens könnten am Montag gestellt werden. Dann will das Bundeskartellamt eine erste Stellungnahme im milliardenschweren Übernahmepoker abgeben und darüber entscheiden, ob der Marktführer Kabel Deutschland GmbH (KDG) die regionalen Wettbewerber – Ish in Nordrhein-Westfalen, Iesy in Hessen und Kabel Baden-Württemberg – übernehmen darf.

KDG-Vorstandschef Roland Steindorf zeigte sich zuletzt optimistisch, grünes Licht vom Kartellamt zu bekommen. Er geht aber davon aus, dass das Unternehmen einige Zugeständnisse wird machen müssen. Deshalb will er vorsorglich mit Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement sprechen, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Seine endgültige Entscheidung will das Kartellamt Anfang Oktober bekannt geben.

Auch Branchenexperten rechnen damit, dass die Wettbewerbsbehörde die 2,7 Milliarden Euro schwere Übernahme unter Auflagen genehmigen wird. „Ich denke, dass das Kartellamt letztlich zustimmen wird“, sagte Peter-Thilo Hasler, Analyst bei der Hypo-Vereinsbank, dem Tagesspiegel. Er glaubt aber, dass die Behörde KDG verbieten wird, eigene Inhalte anzubieten und in die Netzebene vier – die Verbindung zwischen dem Großnetz und den Privathaushalten – einzusteigen. Vor drei Jahren scheiterte bereits der Einstieg der amerikanischen Kabelkette Liberty Media auf dem deutschen Markt am Veto der Wettbewerbshüter. Entsprechend dem amerikanischen Modell wollte Liberty allerdings nicht nur Kabelnetze betreiben, sondern auch eigene Inhalte anbieten. „KDG wird diesen Fehler sicher nicht machen“, glaubt Hasler. Auch Analyst Florian Leinauer von Helaba Trust glaubt an einen positiven Bescheid des Kartellamtes. „Es ist offensichtlich, dass die jetzige Struktur mit vielen regionalen Anbietern ineffizient ist“, sagt er. Der Kabelfernseh-Markt sei in Deutschland stark zersplittert. Da die Kabelnetze teilweise veraltet sind, seien hohe Investitionen nötig.

Branchenexperten sind sich einig, dass Digitalfernsehen der Markt der Zukunft sein wird. Schon heute verfügen mehr als 4,2 Millionen Deutsche über einen Decoder, um die gestochen scharfen TV-Bilder über Satellit, aus dem Kabel oder über Antenne zu empfangen. Mit knapp zehn Millionen Kunden ist KDG unter den Kabelnetzbetreibern Marktführer in Deutschland. Durch die Übernahme der drei regionalen Konkurrenten würde sich der Kundenstamm auf 17,2 Millionen fast verdoppeln. Damit hätte KDG eine ähnliche Monopolstellung wie früher die Deutsche Telekom, die bis vor vier Jahren das gesamte Fernseh-Kabelnetz kontrollierte. Analyst Leinauer sagte, er halte eine Monopolstellung von KDG „grundsätzlich nicht für problematisch“. Für die Kunden verändere sich durch den Wechsel nicht viel. Und Privatsender wie Pro Sieben und RTL müssten sich ohnehin auf das digitale Zeitalter einstellen. Die Privatsender leisten noch Widerstand gegen den Zusammenschluss. Sie fürchten, dass KDG nach der Fusion auch inhaltliche Angebote machen und ihnen Werbekunden abjagen könnte.

Kabel Deutschland treibt seine Expansionspläne unterdessen schon einmal voran. Der Netzbetreiber hat für den Herbst eine Programmoffensive angekündigt. Zu den seit April existierenden 24 Kanälen sollen im Oktober weitere 22 bis 24 Sender ins Digitalkabel eingespeist werden.

Nicole Adolph

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