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Wirtschaft: Kämpfen wie Maggi Thatcher

Nichts spricht dafür, dass Großbritanniens Konservative ihre 1997 verlorene Regierungsmacht bald wieder erlangen. Da viele Briten aber nach wie vor den Nutzen der Europäischen Union bezweifeln, sollte man die Haltung der Tories zu Europa nicht ignorieren.

Nichts spricht dafür, dass Großbritanniens Konservative ihre 1997 verlorene Regierungsmacht bald wieder erlangen. Da viele Briten aber nach wie vor den Nutzen der Europäischen Union bezweifeln, sollte man die Haltung der Tories zu Europa nicht ignorieren. Doch wer gibt im Tory-Lager den Ton an? Laut Margaret Thatcher, die sich kürzlich in einem Buch zum Thema geäußert hat, sei alles Unheil im zwanzigsten Jahrhundert vom europäischen Festland gekommen. Die Grande Dame der britischen Konservativen nennt die Gründung der Europäischen Union "die vielleicht größte Torheit der modernen Zeit". Sie ruft die Briten dazu auf, aus der EU-Landwirtschafts- und Fischereipolitik auszusteigen und sich der nordatlantischen Handelszone NAFTA anzuschließen.

Dagegen sieht die offizielle Tory-Politik anders aus: Der außenpolitische Sprecher der Partei, Michael Ancram, ist in einer Rede in der vergangenen Woche nicht nur im Ton von den traditionellen Stellungnahmen der Konservativen zu Europa abgerückt. Man suche weder "mehr Integration oder Zentralisierung", noch sollten sich die Briten von Europa lösen. Ziel der Tories sei vielmehr "eine Stärkung des europäischen Binnenmarktes bei finanzpolitischer und ökonomischer Eigenständigkeit Großbritanniens." In manchen Punkten ähneln sich die Positionen von Frau Thatcher und der Tory-Führung. Kritisch betrachten beide, wie die EU ihren Mitgliedern Teile ihrer nationalen Souveränität entzieht und wie bürokratische Hürden die Liberalisierung behindern. Der Unterschied liegt im Tonfall: Während Margaret Thatcher die EU für "grundsätzlich unreformierbar" hält, fragen sich ihre Nachfolger, ob sich aus solche Standpunkten politisches Kapital schlagen lässt. Angesichts der letzten Wahlerfolge von Mitte-Rechts-Bündnissen in einer Reihe von EU-Ländern wären die Tories gut beraten, auch einige Ansätze von Frau Thatcher zu übernehmen. Schließlich war es ihre Radikalität, mit der sie nach ihrem Amtsantritt vor mehr als zwanzig Jahren einen Umbruch in Großbritannien durchgesetzt hat. Die Frage ist heute freilich eine andere: Soll man in der EU für mehr Freiheiten streiten oder das Projekt als gescheitert ansehen und verlassen? Wie auch immer die Tories antworten - sie sollten jedenfalls in Thatcher-Manier kämpfen.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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