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Wirtschaft: Käufer aus China für PC-Sparte von IBM

US-Computerpionier setzt künftig auf das Beratungsgeschäft

New York - Der Verkauf der PC-Sparte des Computerkonzerns IBM steht offenbar unmittelbar bevor. Die Aktien der chinesischen Lenovo Group, die in der Branche als erster Kaufkandidat gilt, wurden wegen einer bevorstehenden kursrelevanten Ankündigung am Montag vom Handel ausgesetzt. Lenovo ist der größte Computerhersteller Chinas.

Insider in Asien spekulierten, dass ein Geschäft noch in dieser Woche zu Stande kommen könnte. Ein Sprecher von IBM sagte, er könne einen bevorstehenden Verkauf „weder bestätigen noch dementieren“. An der Börse stieg die IBM-Aktie am Montag bis zum späten Abend um 0,5 Prozent auf 97,55 Dollar, nachdem sie am Freitag mit einem Plus von 1,4 Prozent stärkster Wert an der Technikbörse Nasdaq gewesen war.

Auslöser war ein Bericht der „New York Times“ über die Verkaufsabsichten IBM’s. Neben Lenovo gebe es zwei weitere Interessenten für die Sparte. IBM verlangt demnach zwischen einer und zwei Milliarden Dollar für seinen Geschäftsbereich, der Laptops und Schreibtisch-PCs im Angebot hat. Offenbar steht auch zur Debatte, dass die US-Firma eine Minderheitenbeteiligung an der PC-Sparte behält und nur ihre Design- und Entwicklungsabteilung in Raleigh, North Carolina, sowie das Recht verkauft, Computer unter der Marke IBM anzubieten. Für die Sparte arbeiten insgesamt 10000 Beschäftigte.

IBM hatte 1981 den ersten Personal Computer auf den Markt gebracht und so einen Standard gesetzt. Doch schon länger gilt die PC-Sparte als Stiefkind des Konzerns. Im Hardware-Bereich sind die Gewinnmargen schmal und die Perspektiven mäßig, daher hatte sich IBM aus der Herstellung von Druckern zurückgezogen und die Festplatten-Sparte an Hitachi verkauft. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Herstellung von Servern sowie von Großrechnern und bietet verstärkt Technik-Beratung an. Als Teil der Strategie hatte IBM Ende 2002 die Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers für 3,5 Milliarden Dollar gekauft.

Auf dem hart umkämpften PC-Markt war die US-Firma in den vergangenen Jahren auf Platz drei hinter Dell und Hewlett Packard mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent zurückgefallen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr zeichnete die Sparte für zwölf Prozent des IBM-Umsatzes von 92 Milliarden Dollar verantwortlich, erwirtschaftete aber ein Minus von 250 Millionen Dollar vor Steuern. Dennoch reagieren die Analysten gemischt auf den Plan. Die einen lobten die Strategie, sich auf die profitablen Geschäftsbereiche zu konzentrieren, die anderen befürchteten Image-Einbußen.

Insbesondere die Thinkpad-Laptops gelten wegen ihrer Verarbeitungsqualität und ihrer Datensicherheit bei vielen Unternehmen als erste Wahl. Sollten die Firmenchefs jedoch nicht mehr das IBM-Logo auf ihrem PC vor Augen haben, könne das das wichtige Dienstleistungsgeschäft negativ beeinflussen, fürchten Kritiker.

Allgemein wird erwartet, dass sich durch einen entsprechenden Verkauf der Wettbewerb auf dem PC-Markt noch weiter verschärfen wird. Die beiden Marktführer könnten unter Druck geraten, glaubt etwa Andrew Neff von Bear Stearns: „Wenn IBM sich zurückzieht, weil es dort nicht genug Geld machen kann, werden sich die Investoren fragen: ‚Was weiß IBM, das Hewlett Packard noch nicht weiß?“

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