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Käuferportal: Die Such-Maschinisten

Käuferportal bringt Unternehmen und Kunden im Netz zusammen, wenn es um beratungsintensive Produkte für Geschäftskunden geht.

„Das ist echt cool“, sagt Robin Behlau und zeigt auf die Pinnwand. Dort hängt ein Foto, auf dem Angela Merkel eine Din-A-4-große Eintrittskarte ins Käuferportal in die Kamera hält. „Wir haben versucht, die Bundeskanzlerin ins Unternehmen einzuladen“, sagt Behlau. „Leider hat das nicht geklappt.“

Für den Besuch der Bundeskanzlerin hätte man die auf zwei Etagen verteilten Büros noch ganz schön herausputzen müssen. Die junge Berliner Firma Beko Käuferportal sitzt zwar unmittelbar am repräsentativen Gendarmenmarkt. Doch im engen Flur liegt ein billiger grauer Teppich, die angestoßenen Wände sind nicht mehr ganz weiß, und die ausrangierten Möbel eines Callcenters machen es auch nicht gerade gemütlich. 15 Tische und Stühle gab es im Sonderverkauf für 1200 Euro. Hier sieht alles nach Arbeit aus. Und davon hatten die beiden 25-jährigen Geschäftsführer, Robin Behlau und Mario Kohle, mehr als genug, seit sie im Juli 2008 ihr Unternehmen gründeten.

Das Käuferportal ist eine Vermittlungsplattform für beratungsintensive Produkte oder Dienstleistungen wie zum Beispiel Solaranlagen, Erdwärmebohrungen, Telefonanlagen oder auch Kopierer. Die meisten Produkte kommen aus dem Bereich Bürobedarf. Kaufinteressenten füllen zunächst einen kurzen Fragebogen aus und werden dann von einem Mitarbeiter von Käuferportal zurückgerufen, der die genauen Bedürfnisse klärt. Ausgewählte Anbieter erhalten die aufbereitete Anfrage und können so ein maßgeschneidertes Angebot machen. Wenn Käuferportal den Kontakt zum Kunden herstellen soll, dann zahlt der Anbieter dafür eine Gebühr. Der Kaufinteressent erhält innerhalb von 24 Stunden kostenlos drei passende Angebote von Fachhändlern aus der Region. „Der Käufer spart Zeit und Geld bei der Beschaffung“, erklärt Behlau. „Und für den regionalen Anbieter sind wir das Tor ins Internet.“ Der kann neue Kunden gewinnen, ohne Fixkosten und Streuverluste zu haben.

Aktuell sind im deutschlandweiten Netzwerk von Käuferportal 4500 Anbieter für gut 60 Produkte und Dienstleistungen registriert. Im ersten Jahr hat das Unternehmen mehr als 10 000 Menschen beraten. Die Idee gibt es so ähnlich bereits in den USA. „Wir haben sie ein bisschen angepasst“, sagt Behlau. „Die Deutschen entscheiden lieber selbst, welcher Kunde zu ihnen passt.“ Einige Preise und Auszeichnungen haben Behlau und Kohle bereits für ihre Geschäftsidee erhalten. Offenbar funktioniert sie: „Ende Januar 2010 waren die Zahlen zum ersten Mal positiv“, sagt Behlau. „Ab jetzt verdienen wir Geld.“

Sehr arbeitsintensiv sei das jedoch bisher gewesen, erzählt Behlau. Im ersten Jahr hätten er und Kohle, sein Schulfreund und Geschäftspartner, sieben Tage die Woche, 16 Stunden am Tag gearbeitet. „Mittlerweile sind wir auf 70 Stunden die Woche runter“, sagt Behlau. „Die meisten Mitarbeiter haben am Wochenende schon frei.“ Seit einem halben Jahr, erklärt der Jungunternehmer, schlafe er auch nicht mehr auf einer Luftmatratze im Büro. „Wir beschäftigen inzwischen 30 Leute – und können sie bezahlen.“ Abgefahren findet Behlau das. Und beeilt sich zu ergänzen: „Und wir beschäftigen keine Praktikanten.“ Die meisten hätten studiert, für sie sei das Käuferportal der erste richtige Job.

Für Behlau und Kohle ist es die zweite Firmengründung. Bereits während des Studiums – Behlau studierte Immobilienwirtschaft, Kohle Betriebswirtschaft – gründeten sie als 23-Jährige eine Internetfirma – eine Buchsuchmaschine, mit der man auch Filme und Musik nach dem individuellen Geschmack finden sollte. „Versuchen Sie einmal mit einer Limited, einer Gesellschaft nach englischem Recht, in Deutschland ein Bankkonto zu bekommen“, sagt Behlau. „Das können Sie vergessen. Wir haben nur eines bekommen, weil zufällig eine Kundenberaterin eine Schülerin meiner Oma war.“

Die Finanzierung des Käuferportals klappte besser. Ein Netzwerk von Investoren und Beratern brachten in einer ersten Runde 500 000 Euro zusammen – wenige Tage vor der Lehman-Pleite. In einer zweiten Finanzierungsrunde im Mai 2009 investierte ein Verlag noch einmal 500 000 Euro. „Wir haben alles auf eine Karte gesetzt“, sagt Behlau. Er selbst löste seinen Bausparvertrag auf, um die GmbH zu gründen. „Die häufigsten Gründungen im Internet scheitern, weil die Leute vor allem das Geld sehen“, meint der junge Unternehmer. Doch das Geld, das sie im Moment verdienen, steckten sie wieder in das Wachstum der Firma. Auf Dienstwagen zum Beispiel verzichten die beiden Geschäftsführer. In Behlaus Büro hängen Gemälde seiner Mutter: das Brandenburger Tor in Rostrot, der Petersdom in Blau. Auf dem Tisch stehen Getränke von Lidl.

Das junge Unternehmen tritt nun in eine neue Phase. „Jetzt fängt es an, Spaß zu machen, weil die Nächte nicht mehr schlaflos sind“, sagt Behlau. Doch nun kommen neue Probleme. Behlau und Kohle wollen ein mittleres Management etablieren. „Es ist gar nicht so einfach, die richtige Balance zu finden und die richtigen Leute“, sagt Behlau. Am Anfang hätten sie nicht einmal gewusst, wie sie einem Mitarbeiter sagen sollten, dass es nicht in Ordnung ist, zu spät zu kommen. Jetzt müssen sie das Wachstum managen. Auch die Produktpalette soll breiter werden und mehr Produkte für den Ausbau von Häusern bieten – etwa Saunen oder Treppenlifte.

Behlaus großes Vorbild ist der britische Unternehmer Richard Branson. Es sei beeindruckend, dass Branson in so vielen unterschiedlichen Bereichen Erfolg habe, findet Behlau. Als er ein Buch über Branson gelesen habe, habe er bei einigen Geschichten eine Gänsehaut bekommen.

An der Pinnwand neben dem Merkel- Foto hängt auch ein Zettel mit dem Google-Logo. „Gott“ steht darunter. Warum? „Weil Google die Welt gehört“, sagt Behlau. Sein Traum ist: „Mario und ich wollen irgendwann ein Unternehmen aufbauen, das global agiert mit einem Geschäftsmodell, das die ganze Welt braucht.“

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