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Wirtschaft: Kahlschlag in Detroit

Der neue Eigentümer Cerberus baut weitere 11 000 Stellen ab und verkündet das Aus für vier Modelle

New York - Der neue Chrysler-Chef Robert Nardelli hat bei dem US-Autokonzern einen weiteren drastischen Stellenabbau angekündigt. Zusätzlich zur Kürzung von 13 000 Stellen, die der frühere Alleineigentümer Daimler-Chrysler im Februar geplant hatte, sollen noch einmal bis zu 11 000 Arbeitsplätze wegfallen. Nardelli, Ex-Chef der Baumarktkette Home-Depot und vom neuen Chrysler-Eigner Cerberus als Sanierer geholt, sagte, die Marktsituation habe sich in den vergangenen acht Monaten „dramatisch verändert“. Die industrieweite Reduzierung der Kapazitäten sowie anhaltend schlechte Verkaufszahlen machten die Anpassungen notwendig, hieß es bei Chrysler.

Der neuerliche Jobabbau wird von dramatischen Einschnitten in der Produktion begleitet: Die Modelle Chrysler Crossfire (Roadster), Dodge Magnum (Wagon), der Chrysler Pacifica (Crossover) sowie die Cabrioversion des PT Cruiser würden künftig nicht mehr gefertigt, hieß es. Dazu sollen in fünf nordamerikanischen Werken Schichten abgebaut werden. Informationen der „Detroit News“ zufolge liegen die Verkäufe von Pacifica und Magnum mehr als 30 Prozent unter Vorjahr, der PT Cruiser schlägt mit einem Minus von 27 Prozent zu Buche. Das zweisitzige Nischenmodell Crossfire habe nie eine echte Anhängerschaft bei Sportwagenfans gefunden, schreibt das Blatt.

Im Detail kündigte Chrysler an, bis zu 10000 weitere Arbeitsplätze in der Produktion sowie 1000 zusätzliche Stellen in der Verwaltung zu streichen. Zudem würden fast 40 Prozent der Leiharbeitsplätze wegfallen, hieß es. Von dem Schnitt ist mehr als ein Fünftel der gewerkschaftlich organisierten Chrysler-Arbeiter betroffen. Die UAW-Mitglieder hatten am vergangenen Wochenende mit nur knapper Mehrheit ein neues Tarifwerk abgesegnet, das dem Konzern Milliardenersparnisse bei den Personalkosten bringt.

Nardellis harte Hand werten Branchenexperten als klares Zeichen dafür, dass Cerberus der Sanierung des gesamten US-Autobaus neuen Schub verleiht und diese nunmehr mit eiserner Härte vorantreibt. Bisher ist es den Herstellern rund um Detroit weder auf der Kostenseite noch in den Verkaufsräumen gelungen, Boden gegenüber Toyota & Co. gutzumachen. Inzwischen haben japanische Hersteller rund 40 Prozent des US-Marktes eingenommen, während die sogenannten „Big Three“ (Ford, General Motors und Chrysler) 2007 im freien Fall unter die Marke von 50 Prozent gerutscht sind. Laut einer Studie der Beratungsfirma Challenger Gray & Christmas sind seit 1999 rund 800 000 Jobs in der US-Autoindustrie gestrichen worden. Angesichts eines insgesamt rückläufigen US-Marktes geht Nardelli nicht davon aus, dass die Talfahrt kurzfristig aufzuhalten ist. Man müsse davon ausgehen, dass sich der Negativtrend auch 2008 fortsetze, sagte er.

Die Sanierungsexperten von Cerberus hatten 80 Prozent der Chrysler-Anteile im August übernommen, die restlichen 20 Prozent blieben bei Daimler. HB

Matthias Eberle

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