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Bekanntes Logo, unbekannte Zukunft. Wie geht es weiter mit Kaiser's Tengelmann?

© dpa

Kaiser's Tengelmann: Es muss eine Lösung für die Übernahme geben

Ein Schlussverkauf schadet allen. Darum sind die Supermarktbosse gut beraten, doch noch eine Lösung für Kaiser’s zu finden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Soll es das jetzt gewesen sein? Ist Kaiser’s Tengelmann erledigt? Keine Frage: Selbst Optimisten tun sich derzeit schwer, noch an eine Rettung des Traditionsunternehmens zu glauben. Rewe, Edeka und Tengelmann haben die Gespräche für gescheitert erklärt, Tengelmann-Chef Haub will in der kommenden Woche mit dem Schlussverkauf beginnen. Die Stimmung in der Belegschaft ist schlecht, es herrscht Untergangsstimmung – umso mehr, als die Mitarbeiter zuletzt wieder Hoffnung geschöpft hatten, dass es für sie doch noch eine Zukunft geben wird.
Zeit für den Kassensturz? Vielleicht sollte man damit noch ein wenig warten. Denn noch ist das Spiel nicht vorbei.

Ergebnis von zwei Jahren Kampf: ein Scherbenhaufen

Seit zwei Jahren zieht sich der Kampf um Kaiser’s Tengelmann nun hin, mit immer neuen Wendungen. Erst das Bundeskartellamt, das die Übernahme durch Edeka untersagt hatte, dann der Bundeswirtschaftsminister, der mit seiner Ministererlaubnis den Weg frei machen wollte für die Supermarktehe und dann das Oberlandesgericht, das den Minister seinerseits wieder zurückgepfiffen hatte.
Und nun: ein Scherbenhaufen. Würde die Geschichte von Kaiser’s Tengelmann jetzt enden, gäbe es nur Verlierer. Tengelmann-Chef Haub, der seine Kette einzeln verschleudern müsste und damit weit weniger verdienen würde als die fast 270 Millionen Euro, die Edeka ihm für das große Ganze versprochen hat. Edeka-Chef Markus Mosa, dessen ehrgeizige Kaufpläne nicht überall in der Organisation auf Gegenliebe stoßen, aber auch Rewe-Chef Alain Caparros, der nichts lieber will als sein Filialnetz ausbauen und sich ein Stück vom Kuchen in den Verhandlungen mit den anderen Supermarktbossen sichern könnte.
Aber auch der Bundeswirtschaftsminister steht unter Erfolgsdruck. Er hat für seine Ministererlaubnis so viel Schelte und Häme kassiert, dass es für den SPD-Vorsitzenden bitter wäre, wenn das Projekt auf den letzten Metern scheitern würde. Und auch Verdi-Chef Frank Bsirske, der die Supermarktbosse an einen Tisch geholt hatte, hat viel zu verlieren: Seine Gewerkschaft hat mit Verdi Tarifverträge geschlossen, die den Kaiser’s-Beschäftigten fünf sichere Jahre bescheren. Und Bsirske hatte gehofft, über den Umweg Kaiser’s endlich auch einen Fuß in die Tür bei Deutschlands Marktführer Edeka zu bekommen. Die größten Verlierer wären aber die Mitarbeiter. Tausende von ihnen würden ihre Jobs verlieren – auch in Berlin.

Vielleicht hat Haub einfach zu lange auf Edeka gesetzt

Man kann lange darüber streiten, ob Haub zu lange auf Edeka gesetzt hat und ob der Unternehmer nicht besser bedient gewesen wäre, seinen Laden an Rewe zu verkaufen. Immerhin hatte auch der Branchenzweite versprochen, alle Filialen und alle Jobs zu erhalten. Doch Haub wollte nicht mit Caparros ins Geschäft kommen – und wird auch in Zukunft sein Unternehmen nicht an die Kölner geben. Man kann auch mit gutem Grund die Ministererlaubnis infrage stellen, weil sie die Machtkonzentration im Handel zementieren würde. Doch all das sind Schlachten von gestern. Die Frage, die sich heute stellt, ist: Gibt es noch Hoffnung? Wer nicht zu den Verlierern gehören will, sollte sie bejahen.

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