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Ein Kaiser's Tengelmann Markt in Essen.

© dpa

Update

Kaiser's Tengelmann in Berlin: So teilen sich Rewe und Edeka die Hauptstadt auf

Es ist das Ende einer langen Übernahmeschlacht. Rewe und Edeka haben die Aufteilung von Kaiser's Tengelmann vertraglich besiegelt. Wir zeigen, wie sich das auf Berlin auswirkt.

Die Hängepartie ist vorüber, die Aufteilung der Kaiser's-Tengelmann-Filialen ist perfekt. Am Donnerstag haben Edeka und Rewe den Kaufvertrag unterschrieben, das Bundeskartellamt hat die Übernahme der Berliner Filialen durch Rewe genehmigt. Damit hat der mehr als zweijährige Kampf um die Zukunft von Kaiser's Tengelmann und die 15.000 Arbeitsplätze ein Ende.

Vor allem in Berlin ändert sich einiges: Von den rund 120 Kaiser's-Filialen übernimmt Rewe 60 bereits bestehende Märkte, zwei weitere Filialen werden neu gebaut. Edeka erwirbt bundesweit 338 Filialen und damit rund 80 Prozent des Netzes von Kaiser's Tengelmann, darunter fast alle Märkte in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Dafür gehen die Brandenburger Filialen, darunter die drei in Potsdam, an Edeka. Der Name Kaiser's wird verschwinden. Im nächsten Jahr gibt es an den bisherigen Kaiser's-Standorten nur noch Rewe und Edeka. "Die Edeka Minden-Hannover wird ab dem 1. Januar 2017 für 61 Kaiser’s-Filialen mit mehr als 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Berlin verantwortlich sein", sagte Mark Rosenkranz, Sprecher des Vorstands der für Berlin und Brandenburg zuständigen Edeka Minden-Hannover. „Die Umstellung der Märkte auf Edeka soll so schnell wie möglich erfolgen."

Welche Kaiser's-Filiale in Berlin geht an Edeka und welche an Rewe? Auf dieser Karte finden Sie einen Überblick: rot-weiße Kreise sind Rewe, blau-gelbe Kreise sind Edeka.

Der Berliner Betriebsratsvorsitzende von Kaiser's Tengelmann, Volker Bohne, sieht die Rettung der Supermarktkette vor allem als Verdienst von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). "Das war eine einmalige Sache", sagte Bohne dem Tagesspiegel, "es ist schon toll, dass das geklappt hat". Gabriel hatte mit seiner Ministererlaubnis die drohende Zerschlagung der Kette verhindert und alle Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann für fünf Jahre geschützt. In Berlin betrifft das rund 5600 Menschen.

Die Mitarbeiter werden zwar ihre Jobs behalten, die Filialen werden jedoch von Edeka und Rewe übernommen. Ob sie künftig für Rewe oder für Edeka arbeiten, wissen die Betroffenen bereits seit vergangenem Freitag. Trotz des Happy-Ends falle vielen der Abschied von Kaiser's aber schwer, sagte Bohne. "Die Kanne geht flöten, da werden noch einige Tränen fließen".

Tengelmann-Eigner Haub hatte mit Zerschlagung gedroht

Dennoch ist die Erleichterung groß. "Sicherheit nach einer so langen Zeit der Unsicherheit - das ist wunderbar", sagte der Betriebsratsvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Rainer Schroers. Dort war die Sorge um die Arbeitsplätze besonders groß gewesen, ein Großteil der Märkte schreibt tiefrote Zahlen. Nachdem sich der geplante Verkauf seines Unternehmens verzögert hatte, hatte Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub mit der Zerschlagung der Kette gedroht und für das Geschäft in NRW bereits mit der Suche nach Investoren begonnen. Haub hatte angedroht, dass bei einer Zerschlagung jede zweite Stelle im Unternehmen wegfallen würde. Diese Gefahr ist nun abgewendet.

Bezirk für Bezirk, Straße für Straße: So teilen sich Rewe und Edeka die Märkte von Kaiser's in Berlin auf.
Bezirk für Bezirk, Straße für Straße: So teilen sich Rewe und Edeka die Märkte von Kaiser's in Berlin auf.

© Tsp/Bartel

Edeka übernimmt neben den 338 Filialen auch die Tengelmann-Zentrale in Mülheim an der Ruhr, die Regionalverwaltungen in Viersen und München, drei Lagerstandorte, zwei Fleischwerke in Viersen und Donauwörth, die Tengelmann E-Stores, den Online-Händler Bringmeister sowie den Ladenbauer Ligneus. An Rewe gehen neben den Berliner Märkten auch die Berliner Regionalverwaltung, die Logistik sowie das Birkenhof-Fleischwerk Perwenitz. Nach Tagesspiegel-Informationen zahlt Rewe-Chef Alain Caparros Edeka einen mittleren zweistelligen Millionenpreis für die Berliner Märkte, die künftig zu Rewe werden sollen.

Edeka wollte Kaiser's Tengelmann ganz

"Wir freuen uns sehr, dass sich unsere Anstrengungen und Geduld ausgezahlt haben und wir die Übernahme von Kaiser's Tengelmann gegen alle Widerstände endlich abschließen können", sagte Edeka-Chef Markus Mosa am Donnerstag. Edeka hatte Kaiser's Tengelmann ursprünglich als Ganzes übernehmen wollen, war mit dem Plan aber am Bundeskartellamt gescheitert.

Die Wettbewerbshüter hatten die Übernahme untersagt, weil Edeka schon ohne die Kaiser's-Tengelmann-Filialen mit Abstand Deutschlands größter Lebensmittelhändler ist. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Bedenken des Kartellamts jedoch zur Seite gewischt und den Deal per Ministererlaubnis genehmigt. Seine Zustimmung hatte Gabriel aber unter anderem daran geknüpft, dass Edeka für mindestens fünf Jahre alle Jobs bei Kaiser's Tengelmann sichert.

Bundeskartellamt stimmt zu

Gegen die Ministererlaubnis hatten Rewe, Norma und Markant geklagt - mit Erfolg. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte die Ministererlaubnis im Eilverfahren aufgehoben. Seitdem wird über eine Lösung verhandelt. Vor allem Rewe hatte bis zuletzt Widerstand geleistet und sich so einen großen Teil der Berliner Filialen gesichert. Nach Unterzeichnung des Kaufvertrags zog der Branchenzweite am Donnerstag seine Beschwerde vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf zurück. Damit ist die Ministererlaubnis wirksam und Edeka übernimmt Kaiser's Tengelmann. Die Hälfte der Berliner Filialen sowie je zwei Märkte in Bayern und Nordrhein-Westfalen werden jedoch sofort an Rewe weitergereicht.

Das Bundeskartellamt genehmigte die Verteilung der Märkte am Donnerstag. "Aufgrund der Ministererlaubnis kann der Marktführer Edeka sämtliche Kaiser’s-Tengelmann-Standorte übernehmen. Aus wettbewerblicher Perspektive ist dies nicht erfreulich – das Ergebnis ist aber durch die in der Ministererlaubnis genannten Gemeinwohlgründe abgesegnet", betonte Behördenchef Andreas Mundt. "Ausgehend von diesem Szenario führt die Weitergabe von Standorten von Edeka an Rewe sogar zu einer relativen Wettbewerbsverbesserung.“

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