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Wirtschaft: Kalorien gegen die Krise

Süßwarenindustrie hat keine Angst vor Rezession

Berlin - Wenn die ganze Welt zusammenbricht, hilft immer noch ein Stück Schokolade. Das hat sich auch die britische Kaufhauskette Selfridges gedacht und die passende Schokolade zur Wirtschaftskrise entwickelt. „Credit Crunch“, zu Deutsch „Kreditklemme“, soll gestressten Bankern und allen anderen, die von der Finanzkrise betroffen sind, den Alltag versüßen. Für umgerechnet fünf Euro sind 150 Gramm der süßen „Kreditklemme“ zu haben. Die Idee dahinter ist simpel: In schlechten Zeiten tröstet man sich mit Süßem. Doch steigert Schokolade wirklich die Laune?

Laut Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam auf jeden Fall. Mit 550 Kalorien pro 100- Gramm-Tafel ist Schokolade zwar eine echte Kalorienbombe, doch gerade der große Zuckeranteil könnte der Schlüssel zum Glück sein. „Nimmt jemand viele Kohlenhydrate in Verbindung mit wenig Eiweiß auf, gelangt mehr von der Aminosäure Tryptophan ins Gehirn. Das ist eine Vorstufe von Serotonin und das macht glücklich“, sagt Olias.

Doch von steigenden Absätzen in der süßen Branche merken viele Hersteller bisher noch nichts. „Die Deutschen essen in der Krise zwar nicht mehr Süßigkeiten, aber auch nicht viel weniger“, sagt Hans Strohmaier, Geschäftsführer des Verbands Sweets Global Network. Immerhin rund elf Milliarden Euro setze die Süßwarenindustrie jährlich um. Damit geben die Deutschen fast so viel Geld für Süßigkeiten aus wie für Unterhaltungselektronik. Auch für das laufende Krisenjahr ist Strohmaier optimistisch, dass der Umsatz gehalten werden kann. Schon das wäre ein Erfolg. „Wenn es 2009 keinen Rückgang gibt, sind wir zufrieden.“ Wahrscheinlich werde angesichts der Krise die Menge, die über Discounter verkauft wird, weiter steigen: Bislang verkaufen Händler wie Aldi oder Lidl rund 40 Prozent aller Süßigkeiten in Deutschland.

„Schokolade ist ein wenig krisenabhängiges Produkt“, sagt eine Sprecherin des deutschen Schokoladenherstellers Ritter. Jeder wolle sich ab und zu mal was gönnen. Die Wirtschaftskrise wirke sich deshalb weder positiv noch negativ aus. „Wir vertreiben keine hochpreisigen Konsumgüter. Unsere Artikel kann sich jeder immer leisten“, sagt auch Bernd Rößler vom Süßwarenhersteller Storck mit Sitz in Berlin.

Das bestätigen auch die Erfahrungen der Vergangenheit. Die Krise 2000/2001 habe dem Süßwarenabsatz auch nicht geschadet, erinnert sich Torben Erbrath vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Die Branche macht sich also vorerst keine Sorgen – solange das Wetter nicht zu gut wird. Erbrath zufolge wirkt sich nämlich ein heißer Sommer viel negativer auf den Absatz aus als ein Banken- und Börsencrash. Miriam Braun/Esther Wiemann

Miriam Braun, Esther Wiemann

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