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Wirtschaft: Kampf gegen Terror: Frankreich wird zum Modell: Seit 1990 kämpft Tracfin gegen die Geldwäsche. Der Fiskus bleibt außen vor

Im Umgang mit ihrer Kundschaft sind französische Banken mitunter nicht zimperlich. Die Vorschriften sind streng.

Im Umgang mit ihrer Kundschaft sind französische Banken mitunter nicht zimperlich. Die Vorschriften sind streng. Staatliche Kontrolle gehört zum Alltag. Wann immer ein neues Konto oder ein Wertpapierdepots eröffnet wird, wann immer Schecks eingereicht werden, Frankreichs Banker sind auf der Hut. "Wir vergewissern uns in aller Regel bei der Banque de France, ob mit dem Klienten alles in Ordnung ist", sagt Alain Desplaces von der Caisse de Dépôts et Consignations. Eine halbe Stunde dauert es, berichtet der Mitarbeiter der französischen Bank, dann gebe die Notenbank aus Paris grünes Licht - oder auch nicht.

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Seit 1990 haben sich die Kompetenzen der Tracfin-Beamten erheblich erweitert. Verdächtige Kontobewegungen reichen mittlerweile aus, um Finanzströme zu kappen. Und: aus der einst freiwilligen Verpflichtung der Banken, verdächtige Transaktionen anzuzeigen, wurde eine verbindliche Meldepflicht. Die Beamten ermitteln diskret und erfolgreich. Allein im letzten Jahr erhielt Tracfin über 2700 Hinweise auf verdächtige Transaktionen. In 156 Fällen ist man fündig geworden. Fünf Milliarden Francs wurden sichergestellt.

Martina Ohm

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