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Wirtschaft: Kampf um Berliner Samsung-Fabrik

Wowereit zu Schließungsplänen des Konzerns: „Ich fühle mich verarscht“

Berlin Mit drastischen Worten hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Mittwoch die geplante Schließung des Samsung-Standortes im Stadtteil Oberschöneweide kritisiert. Auf einer Betriebsversammlung sagte Wowereit nach Angaben von Teilnehmern, er fühle sich „verarscht“ von dem südkoreanischen Konzern, weil ihn Samsung-Manager noch kurz vor dem Schließungsbeschluss über die Internationale Funkausstellung geführt hätten.

Der Konzern plant, das Berliner Werk zum Jahresende zu schließen. 750 Beschäftigte in der Bildröhrenproduktion würden ihre Arbeitsplätze verlieren; zusammen mit Zuliefererfirmen gingen mehr als 1000 Jobs verloren. Mit einem Rettungskonzept wollen Betriebsrat und IG Metall die Unternehmensleitung umstimmen. In dem Konzept geht es nicht nur um die Weiterführung der Produktion, sondern auch um die Kosten der Schließung. Diese würde den Konzern laut Betriebsrat rund 100 Millionen Euro kosten. „Die 20 Millionen, die Samsung angeboten hat, sind unrealistisch“, sagte ein Betriebsratssprecher. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden.

Ein Samsung-Sprecher sagte, man werde den Vorschlag „sehr genau prüfen“ – und dämpfte zugleich die Erwartungen: Man habe vor dem Schließungsbeschluss „alle relevanten Zahlen“ analysiert.

Am Donnerstag ist nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Wolfgang Kibbel zunächst ein Termin mit der Geschäftsleitung des Samsung-Werkes angesetzt. Für den Nachmittag sei ein Treffen im Bundeswirtschaftsministerium geplant. Neben Kibbel und einem externen Berater des Betriebsrates werden daran auch der Berliner IG Metall-Chef Arno Hager, Vertreter des Wirtschaftsministeriums und des Berliner Senates teilnehmen. Kibbel hofft auf konkrete Hilfszusagen des Bundes: „Ich gehe davon aus, dass das Wirtschaftsministerium Fördermittel locker macht“, sagte er dem Tagesspiegel. Er verwies auf die Ankündigung von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), alles zu tun, um die 750 Berliner Samsung-Arbeitsplätze zu retten. Das Wirtschaftsministerium wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern. Ein Sprecher von Wowereit sagte, die Koreaner hätten inzwischen einen Brief des Regierungschefs beantwortet; der Inhalt sei „nicht ermutigend“.

Am Freitag wollen die Beschäftigten vor der Europazentrale von Samsung in Schwalbach demonstrieren. obs/pet

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