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Wirtschaft: Karpfen

Kälte und Hochwasser treiben die Preise

PREIS DER WOCHE

Der Karpfen als Festtagsgericht hat auf der Weihnachtstafel längst einen festen Platz. Früher aß man ihn an Neujahr – und steckte sich eine Schuppe vom Silvesterkarpfen ins Portemonnaie: Sie sollte im neuen Jahr reichen Geldsegen bringen. Dieses Jahr muss man dagegen erst einmal ein bisschen mehr Geld hinblättern, um einen Karpfen mit nach Hause nehmen zu dürfen: Legten die Verbraucher im vergangenen Jahr noch 4,50 bis 6,50 Euro pro Kilo auf die Ladentheke, sind es 2002 schon fünf bis sieben Euro. Etwas günstiger als im Geschäft gibt es Karpfen frisch aus dem Teich direkt vom Erzeuger.

Die Fische sind teuer geworden, weil 2002 in mehrfacher Hinsicht ein unglückliches Jahr für die Karpfenzüchter war. Das schwante den Teichbesitzern schon früh: „Karpfen, die jetzt auf den Tisch kommen, sind im Frühjahr 2000 als Brut aufgezogen worden. Damals, im Mai, hatten wir eine lange Schlechtwetterphase“, sagt Wolfgang Stiehler vom Verband der Deutschen Binnenfischerei. Bei dem kalten Wetter kamen nicht so viele Fische aus der Brut durch. Das bedeutet, dass in diesem Frühjahr weniger so genannte Satzkarpfen für das Weihnachtsgeschäft dick gefüttert werden konnten: „Wir rechnen in dieser Saison mit einer um zehn bis 15 Prozent geringeren Ausbeute als im letzten Jahr“, fürchtet Stiehler.

Etwa 15000 Tonnen Karpfen essen die Deutschen pro Jahr. Davon wächst mit 11000 bis 12000 Tonnen der größte Teil in deutschen Teichen heran, vor allem in Bayern, Sachsen und Brandenburg. Der Rest muss importiert werden, größtenteils aus Tschechien. Doch gerade dort waren im Sommer zahlreiche Teiche vom Hochwasser betroffen: Vielen Züchtern schwammen die Karpfen buchstäblich davon, was sich auf dem deutschen Markt mit einem geringeren tschechischen Angebot bemerkbar macht.

Hierzulande lässt jetzt außerdem der Kälteeinbruch die Personalkosten der Teichbesitzer steigen: Vor Weihnachten müssen die Karpfen aus dem Wasser geholt werden – aber vielfach sind die Teiche zugefroren, etwa in Brandenburg: „Eine Wetterlage wie jetzt ist katastrophal. Allein um das Eis auf den Teichen aufzuschlagen, müssen die Teichbesitzer zusätzliche Leute beschäftigen“, sagt Eberhard Renner, Präsident des Fischereiverbandes Brandenburg.

Die Zeiten, in denen der Weihnachtskarpfen seine letzten Stunden in der heimischen Badewanne verbringen musste, sind übrigens inzwischen vorbei: Nach Tierschutzvorschriften darf man den großen Fisch nämlich lebend nur noch in einem mindestens einen Kubikmeter fassenden Behälter transportieren. Ihn in einen kleinen Wassereimer zu pferchen und nach Hause zu tragen, ist verboten. Foto: Peters

Nicole Heissmann

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